Author Archives: annepape

Komfort Tenor von Mollenhauer Denner

Eine Tenorflöte – mehr als komfortabel!

Das neue Schmuckstück

Eigentlich komme ich mit meinen sonstigen Tenorflöten unterschiedlicher Bauart sehr gut zurecht, so dass mich die „Komfort“ Modelle bisher einfach nicht interessierten.
Aber: Dieses hübsche Instrument aus Kirschholz lief mir völlig unerwartet über den Weg und hat mich sofort von sich überzeugt. Es wiegt nahezu nichts und greift sich fast wie eine Sopranflöte. Gestern habe ich ausprobiert, dass selbst eine Erstklässlerin darauf spielen kann!
Der Klang ist sehr edel, sowohl samtig in der Tiefe, als auch spielerisch leicht in der Höhe.
Mit dieser Flöte öffnen sich vielen Spielern und Spielerinnen neue Perspektiven.
Einziger Nachteil: Beim Spielen könnte man vergessen, dass es eine Tenor- und keine Altflöte ist, die man in der Hand hat…

Adriana Breukink, 1957 – 2022

Blockflötenbauerin Adriana Breukink
Adriana Breukink – in Stockstadt – mit einigen tiefen Flöten aus ihrer Werkstatt

Als wir Adriana 2020 im Webinar über die Entwicklung ihrer Eagle Flöte erlebten, (Bericht hier auf der Seite) ahnte niemand, dass sie so bald danach – am 6. Oktober 2022 – plötzlich mitten aus ihrer Arbeit heraus sterben würde.
Eine Flötenbauerin, die mit großer Leidenschaft an der Verwirklichung ihrer Visionen gearbeitet hat. Dabei galt ihr Interesse nicht den gewissenhaft originalgetreuen Kopien der alten Meisterflöten – sondern der freien Kreation innerlich und äußerlich anderer Blockflöten.

Sie liebte und baute (und spielte im Ensemble!) ausgefallene Flöten – wie die besonders großen Bässe in konventioneller Bauweise, (also runder Querschnitt), einschließlich der berühmten größten Bassblockflöte der Welt.

Schon ungewöhnlich: Adris Traumflöten

Viele Kinder freuen sich über ihre märchenhaften „Adris Traumflöten“ (gebaut mit Fa. Mollenhauer), die als hochwertige Einsteiger-Soprane mit etwas renaissanciger Optik, großen Löchern und bunt lackiert mit Goldring daher kommen. Bald entstand in dieser Bauart das gesamte Quartett – auch im professionellen Bereich geschätzt und irgendwie deutlich auf dem Weg zur Eagle.

Eagle Recorder – frei wie ein Adler…

Vielleicht ihre faszinierendste Idee: Die Eagle Flute. Der Anblick eines Weißkopfadlers hatte sie auf diesen Namen gebracht. Große starke Flöten in neuem Format, mit warmem, vollen Klang, reichlich Tonumfang nach oben und unten, und stark genug, gemeinsam mit Orchestern oder einer Band zu musizieren. Lassen wir sie selbst zu Wort kommen, anmoderiert von Sarah Jeffery:

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Video-Link: https://youtu.be/xFQ-KubcmGI


Blockflötist*innen können nun ihr Repertoire erweitern und viel Neues probieren, wie z.B. Ralf Bienioschek auf allen Sorten Eagles mit Wellermann (oder seinen anderen Projekten wie Bad Guy, Bohemian Rapsody, oder…) oder Michala Petri mit einem modernen Werk für Flöte und Orchester.
Adriana bewarb die Eagle mit einem herrlichen Foto, was jeder in der Szene kennt: Sie selbst glücklich lächelnd – ein Weißkopfadler auf ihrer linken Hand – die Eagle classic in der rechten.

Atemtyp Mond oder Sonne

Sie experimentierte für die Eagles auch mit den verschiedenen Bläsertypen – konstruierte verschiedene Windkanäle je nach Atemtyp Sonne oder Mond (ich bin Mond, wie sie sofort sah und hörte).
Nach der „Eagle Classic Alt“ – mittlerweile auch als Sopran zu haben – folgten Renaissance-Eagles.
Eagles haben inzwischen einen großen Teil der Blockflöten-Musikwelt erobert und ihre Entwicklung war noch lange nicht beendet.

…und die Eagle fliegt weiter…

Über Jahre arbeitete Adriana auch für die Eagle mit Kollegen und Flötenfirmen zusammen.
Einige Zeit baute sie die Eagle classic (vorallem die Klappen) gemeinsam mit Geri Bollinger, dann auch mit der Fa. Küng (die in dieser Zeit entstandenen Instrumente heißen E3 und erhielten das Voicing nicht von ihr selbst). In letzter Zeit arbeitete sie an neuen Projekten mit der Fa. Kunath.
Nun hat diese immer strahlende innovative Künstlerin unsere Welt verlassen. Betroffenheit, Traurigkeit rundum.
Ein Lichtblick: Ihre Arbeit wird, wie ich hörte, in ihrem Sinne auf mehrere Schultern verteilt weitergeführt. Doris Kulossa übernimmt die Holzarbeiten, andere den Klappenbau etc. Fa. Kunath ist für Marketing und Verkauf zuständig.
Viel Erfolg!

Foto Anne Pape

Ensemble Saltarello 2020


Winter 2020: Die aktuelle Krise fordert mit großem Nachdruck, dass wir neue Formate für unsere weitere Probenarbeit finden. Dieses kleine Video ist schon mal ein Anfang – erstes Probieren neuer Technik….
Die Fotos waren zum Glück bereits vorhanden. Mit den Zettelchen zu Anfang haben wir das Frühjahrskonzert geplant – und dann leider absagen müssen. Der unterlegte Probenmitschnitt der Saltarellos stammt aus dem Februar 2020 (Erik Satie, Chanson, für 5 Blockflöten). In Zukunft werden wir noch mehr ausprobieren!

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Video-Link: https://youtu.be/G9WTI0KNeQ0

Das Video wird von Youtube eingebettet. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Und gerade erst bekamen die Paetzoldbässe ihren coolen neuen Style

Im Januar 2020 bekamen meine Paetzoldbässe ihr neues Gewand: In den Style „Golden Nuggets“ – schwarz mit leicht verschlissen wirkendem Blattgoldauftrag – hatte ich mich spontan verliebt. Zum Glück gefallen sie den Saltarellos auch.
Wie schön, dass die Fa. Kunath dies in minutiöser Kleinarbeit zeitnah schaffte!

Zwei Altblockflöten und mehrere Sopranblockflöten.

Eagle Recorder Webinar 2020

Frühjahr 2020, Blockflötenparadies der Kunaths (Fulda)

Webinar mit Adriana Breukink, Entwicklerin der Eagle Recorders („Adlerflöten“).
Da ich seit kurzem eine besitze, interessiert mich das. Die Flöte wurde in Zusammenarbeit mit Adriana von der Firma Küng gebaut. Da Adriana diese Zusammenarbeit mittlerweile beendet hat, heißen ihre dort gebauten Flöten nun „E3“.
Sie bestechen mit vollem, warmen und kräftigem Samtklang!

Wir erfuhren, wie sie seit ca 2007 mit der Entwicklung ihrer sehr besonderen Flöte experimentierte (ein bissel verwandt mit ihrer „Adris Traumflöte“, die bei Mollenhauer gebaut wird). Innerhalb der nächsten Jahre entwickelte sie stufenweise daraus dieses erfolgreiche Blasinstrument mit vollem, sehr starken Klang und einigen Tönen und Klappen mehr als gewöhnlich. Sie ist dicker, lauter, schwerer – anders. Und es gibt sie angepasst für lunare und solare Menschen (Terlusollogie).

Adriana berichtete, dass der Anblick von fliegenden Adlern (Eagles) mit weißem Kopf sie zu der Design Idee und dem Namen ihrer neuen Instrumente inspirierte. Die hatten dann anfangs auch ein oben weißes Kopfteil.
Fast alle Teilnehmer*Innen haben ihre Eagle dabei – und testen engagiert und neugierig neben ihren abgeschalteten Mikros. Frank Overschelp lässt uns reihum vorführen, wie weit unsere Kompetenz schon reicht und gibt Tipps.
Ja – es braucht die Kraft des ganzen Körpers, was wir Blockflötist*Innen nicht gewohnt sind (besonders die „Classic“).
Und fast noch wichtiger: Die neuen hohen Töne und die dynamischen Möglichkeiten fordern neue Griffe – und man muss erstmal üben, alle Töne mit dem neuen tiefen E zu verbinden, für das man nun auch noch erstmals den linken Kleinfinger aus dem Dauerurlaub holen muss….
Tröstlich, dass es allen gleich schwer fällt, es braucht engagiertes Einstudieren.
Aber der Klang – das ist schon was!

Online Musik – Corona 2020

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Im Wirrwarr der Erlaubnisse, Verbote und Zahlen werden wir im MusiCeum noch eine Weile lang für fast alle online bleiben.
Zwar sind die Vorkehrungen für den Präsenzunterricht schon am laufen, aber: Mittlerweile bemerken viele Schüler und Eltern auch, dass wir uns noch mehr Mühe geben als sonst schon, und danken uns das. Für viele entspannt der oft noch flexible Tablet – Termin die Lage. Vielen ist auch ein Face-to-Face online lieber, als ein Agieren mit Desinfektionsmittel, Masken und Plexiglaswänden.
Gerade für die jüngsten unserer Kinder..
Vor zwei Monaten waren wir von den vielen kreativen Musik Projekt Ideen, die uns Apps und ein paar Zusatzgeräte bieten, weit entfernt. Und nun wachsen wir täglich mit den Aufgaben. Soll noch einer sagen, der MusikLehrer Beruf biete keine Entwicklungschancen…
Die Annahme, dass Unterricht online weniger Qualität ermögliche, gehört für immer mehr Leute nun der Geschichte an.
Besonders großen Dank muss ich an dieser Stelle allen Schülern und Eltern senden, die in den ersten Wochen geduldig und neugierig mit uns gemeinsam geübt und probiert haben!
Ist doch klar, dass wir sehr gern unsere Schüler wieder ohne Trennmaterial neben uns treffen würden. Das wird es auch wieder geben, ganz bestimmt!

Tonqualität und Datenschutz im Online Unterricht

Wegen der aktuellen Gesundheitssituation werden meine Kolleg*Innen und ich gerade zunehmend online-fit. Durch regelmäßige Austausch-Meetings wachsen unsere Kompetenzen. Hier eine Zusammenfassung unserer neuesten Ergebnisse:
Online-Musikunterricht stellt sehr hohe Anforderungen an die Tonqualität. Der ohnehin sehr anstrengende Online-Unterricht wird durch ständige Störungen und verzerrte Klänge noch kräfteraubender. Und zudem: für den Online-Unterricht sind Datenschutz-unbedenkliche Systeme nötig.

Alle klassischen Video-Konferenz-Systeme sind ausgelegt für eine möglichst störungsfreie Sprach-Übertragung. Algorithmen prüfen im Hintergrund, ob sie Echos oder Fremdgeräusche ausgeblenden müssen. (Ein einfacher Test bei ZOOM mit den Werkseinstellungen: Klatsche einen Rhythmus, und Deine Hörer hören nur ein oder zwei Schläge. Lang ausgehaltene Töne brechen kurz nach Beginn ab.) Man muss für Musik diese Zoom-Einstellungen erst anpassen, um Chaos zu vermeiden.

Beim Online-Musik-Unterricht kommt es natürlich auf Klang-Feinheiten an, die übliche Sprach-Meeting-Systeme nicht übertragen. Deshalb die Suche nach Video-Systemen, die insbeondere für den Musikunterricht gut nutzbar sind. Aber auch für Podcast-Aufnahmen ist ja gute Ton-Qualität ein entscheidender Vorteil.

Jitsi

Das Open Source-Produkt Jitsi bietet hier einen deutlichen Vorteil bei der Audio-Übertragung. Jitsi nutzt den Opus-Codec für den Audio-Kanal, und bietet damit eine hohe Übertragungsqualität. Die wird dann eher durch Mikrofone und Lautsprecher begrenzt, als durch die Internet-Übertragung. Damit scheint Jitsi gut geeignet, insbesondere für den Online-Musikunterricht.

Jitsi ist aber nur eine Software, (quasi der Rahmen), die jeder nutzen darf. Für Verbindungen benötigt man einen Jitsi-Server. Da gibt es eine ganze Reihe von Organisationen, die auch einen öffentlichen Zugang kostenlos anbieten.
Und es gibt Unternehmen, die Jitsi hosten, aber mit weiteren für den Unterricht interessanten Tools anreichern, und das als Service anbieten. Drei Beispiele:

Whereby

Whereby: Gute Tonübertragung, gutes Bild, sehr einfache Handhabung. Scheint auch eine Jitsi-Basis zu haben. 
Man bekommt einen “Raum” (Link) dauerhaft zugewiesen. Den Raum kann man verschlossen halten, oder offen lassen, für jeden der den Link kennt.
Es gibt Whereby-Apps für Android und für IOS.

Als Host meldet man sich nur mit der eigenen Email-Adresse an und bekommt bei jedem Start einen sechsstelligen Code per Email als Passwort zugesandt. Alle anderen nehmen ohne Installation über ihren Internet-Browser mit einem zuzusendenden Link teil.
Screen-Sharing, Chat, Recording (nur lokal) möglich.

Datenschutz: Innerhalb Eurpoas über europäische Rechenzentren. Mehr: https://whereby.com/information/tos/privacy-policy/

Zwei Tarife:

  • Frei:
    Mit dem kostenlosen Tarif können Sie sich mit Ihrer E-Mail-Adresse für ein Konto registrieren und einen Raum für Ihren privaten Gebrauch erstellen. Dies gibt Ihnen bis zu 4 Teilnehmer in Ihrem Zimmer und unbegrenzte Bildschirmfreigabe! Der kostenlose Plan ermöglicht es dem Raumbesitzer auch, seinen Raum zu sperren, wodurch verhindert wird, dass andere Benutzer beitreten, ohne dass der Besitzer sie hereinlässt. Benötigen Sie Platz für mehr als 4 Teilnehmer oder mehr Funktionen wie Anpassung und Aufzeichnung? Schauen Sie sich unsere Pro-Funktionen unten an.
  • Profi:
    Der Pro-Plan ist sowohl für den persönlichen als auch für den geschäftlichen Gebrauch für bis zu 12 Teilnehmer in einem Besprechungsraum konzipiert. Es erweitert die Funktionen, die in der kostenlosen Version von Whereby angeboten werden, und fügt zusätzlich zum kostenlosen Plan viele nützliche Funktionen hinzu. Pro-Benutzer können ihren Raum anpassen, um ihre eigenen Markenbilder wie ein Logo und einen Hintergrund hinzuzufügen. Pro-Benutzer erhalten auch Zugriff auf andere großartige Funktionen für die Zusammenarbeit, wie das Aufnahme- Add-On und die Trello-Integration!

Aus <https://whereby.helpscoutdocs.com/article/328-about-whereby>

Whereby wurde 2013 unter anderem Namen in Oslo gegründet. Heute mehr als 10 Millionen Teilnehmer weltweit.

Vectera

Vectera: Gute Tonübertragung, gutes Bild, sehr einfache Handhabung. Scheint auch Jitsi als Basis zu haben.

Nur der Host muss sich registrieren, alle anderen können über den Link im Browser teilnehmen. Bei ios leider nur über Safari.
Besonderheit: Whiteboard steht zur Verfügung, auf dem alle schreiben und zeichnen können. Die Aufzeichnungen bleiben auch nach dem Meeting bestehen, so dass beim erneuten Eintreten in den gleichen Meeting-Raum dort weitergearbeitet werden kann, wo man aufgehört hat. Man kann beliebig viele Räume anlegen.
Screen-Sharing, Chat, Recording lokal und in der Cloud möglich.

Maximal 6 Teilnehmer, wenn Video und Audio genutzt wird. (Nur Audio viel mehr.) Peer to Peer-Verbindungen, also ohne Server. Je Teilnehmer 1 Mbit/s für Download und für Upload-Geschwindigkeit rechnen, also bei 2 Tln 2 Mbit/s, bei 3 Tln 3Mbit/s bei jedem Teilnehmer (Daumenwert).

Vectera ist eine Deutsch-Holländische Firma.
Datenschutz sieht ganz gut aus: https://www.vectera.com/terms/

Tarif:
Bis 1. Juni 2020 kostenlos, danach € 7,99 / Monat / Gastgeber (jährlich abgerechnet)

  • Unbegrenzte Online-Besprechungsräume
  • Unbegrenzte lokale Aufnahmen
  • 2 GB Cloud-Speicherplatz pro Meeting-Host für freigegebene Dateien und Aufzeichnungen
Whiteboard von Vectera

WebRTC

Jitsi nutzt den neuen Standard WebRTC, der den direkten Video-Verkehr zwischen Browsern erlaubt. Bei zwei Teilnehmenden werden die Video- und Audio-Daten also direkt zwischen den beiden Browsern hin und her gesandt. Einen Server braucht man nur um die Verbindung herzustellen, nicht für die Verarbeitung der Video-Daten. Jitsi sendet die Video-Daten verschlüsselt. Ein “Mithören” ist damit nicht möglich.

Damit muss aber der Browser beide Video-und Audio-Streams verarbeiten. Das können nur neuere Browser. Gleichzeitig steigt die erforderliche Bandbreite der Internet-Übertragung mit jedem Teilnehmer. Etwa 1 Mbit/s je Teilnehmer für den Down- wie für den Upload kann man ansetzen, sagt Vectera. Bei 5 Teilnehmenden sind das schon 5 Mbit/s in beide Richtungen, und der Browser muss die 5 Streams gleichzeitig verarbeiten können, was den PC deutlich mehr fordert.

Bei üblichen Video-Konferenz-Systemen werden die Video- und Audio-Streams in einem zentralen Server zu einem zusammengesetzt, der dann wieder an alle Teilnehmer verteilt wird. Die große Rechenarbeit muss dort beim Server und nicht im Endgerät stattfinden.

Fazit:

Jitsi ist die bessere Alternative beim Klang und beim Datenschutz. Jitsi benötigt aber bei mehr als zwei Teilnehmenden bei allen Teilnehmenden leistungsfähige Endgeräte, gute Internetverbindungen und aktuelle Browser. (Mit dem aktuellen Chrome-Browser geht es immer.)

Karlheinz Pape, April 2020__________________Lizensiert mit CCBY

Osterlied für Kinder, in dem die pausen durch hopsende Hasen dargestellt sind.

Osterlied – online versendet 2020

Da viele Musikstunden im Moment online stattfinden, haben meine Kolleg*Innen und ich bereits einige Erfahrung darin gesammelt. In den nächsten Tagen und Wochen werde ich in diesem Block einiges dazu notieren.
Für heute gibt es mal ein selbstgebasteltes Osterlied für die jungen Sopranflötenspieler*innen. Viel Spaß und bleibt gesund!

vier MusikerInnen mit Blockflöten

BarriereSprung – Ausstellung

ENSEMBLE STARTUP – Auftritt im Stadtmuseum.

Erlangen, Mo, 20.01.2020, Stadtmuseum. Wie gut passte es, dass die Musik zur imposanten Veranstaltung (siehe Text unter dem Bild) ausgerechnet vom Ensemble Startup gespielt wurde. Mit großer Selbstverständlichkeit sind unter den Schüler*Innen des MusiCeums auch einige mit Handicaps. Sie spielen auf unterschiedlichen Instrumenten einzeln oder in den Ensembles, ohne dass es einer besonderen Betonung bedarf.
Besondere Aufmerksamkeit bekamen dagegen auch heute wieder die Paetzoldflöten. Was wäre die Blockflötenwelt ohne diese herrlichen Vierkantbässe?

vier MusikerInnen mit Blockflöten

Die sehr gelungene Ausstellung „BarriereSprung“ im Erlanger Stadtmuseum erlebte viele Höhepunkte. Einer der aktuellsten davon ist die heutige Verleihung des Signets „Bayern barrierefrei“ durch Herrn Oberbürgermeister Dr. Janik und den bayerischen Behindertenbeauftragten Holger Kiesel, München. Beeindruckend die engagierten Vorträge der verschiedenen Mitarbeiter*Innen und einiger „Fachleute in eigener Sache“. Im Zuge der Ausstellung haben alle Beteiligten täglich immer wieder von einander gelernt, wie man hörte, und sind stolz auf neu erworbene Kompetenzen.
Wie schön für uns, diese Veranstaltung noch mit musikalischem Glitzer verzieren zu dürfen!



Das Trio für den Plöner Musiktag (Paul Hindemith 1932)

Taschenpartitur Deckblatt und Ausschnitt Hindemith Trio

Taschenpartitur alte Ausgabe 1952

Welch tolle Musik! Nett, dass in dieser Wandervogel – Zeit mal jemand jenseits von „Liedchen“ an uns dachte 😉 und uns ein anspruchsvolles, nahezu 10-minütiges Stücklein widmete!
Hindemith komponierte 1932 den „Plöner Musiktag“ als großes mehrteiliges Werk für Chor und Orchester. Das deutlich gegliederte Gesamtwerk sollte über den Tag verteilt an verschiedenen Orten in der Stadt erklingen, unser Trio befindet sich quasi als Edelsteinchen inmitten der „Abendmusik“. Uraufgeführt wurde es von Hindemith selbst, der die erste Stimme spielte, mit seinen Kollegen Harald Genzmer und Oscar Sala, bekannt u.a. durch Musik zu Hitchcocks „Die Vögel“, (interessanter Link mit Klangbeispielen vom Trautonium).
Hindemith wünschte sich das Stück gespielt von A- und D- Flöten. Diese Stimmung war neben anderen in Deutschland so lange weit verbreitet, bis die politische Führung 1937 die Vereinheitlichung auf C- und F- Instrumente vorschrieb. (vgl. mein Artikel hier im Blog).

Erste Proben: In dieser C – F Stimmung, für die das Stück höher transponiert wurde, begannen wir auch unsere Proben mit der Notenausgabe von 1952. Um nun mit S/A/A klanglich größere Möglichkeiten für die geforderte Dynamik zu haben, ersetzten wir probeweise die oben eher piepsigen (sorry), aber im unteren Bereich etwas schwachen Barockflöten durch einen Ganassi Sopran (super gelungen gebaut 2018 von Doris Kulossa-Delfino!) und zwei „Adlerflöten“. Übrigens: eine davon eine „Eagle Recorder“ von Adriana Breukink, die zweite fast gleiche nun bereits eine „E3“, vertrieben über Küng.
Mit diesen Flöten klingt das Trio voll, rund, warm – und gefiel uns!

Neue Ausgaben des Trios von 2008 und 2013 (Schott)
Prof. Peter Thalheimer, Spezialist für Flöten und Forschungen in ihrem Umfeld, recherchierte  vor langer Zeit über dieses Trio. Ein Artikel darüber erschien bereits in der Tibia 4/1995 (Moeck), Link dorthin  s.u. Ich erfuhr, dass in der verbreiteten alten Notenausgabe von 1952 außer Besetzung und Tonart auch die zahlreichen Vortragsanweisungen durch den Herausgeber stillschweigend geändert worden waren. Insbesondere wurden Hindemiths lange Spannungs(?) – Bindebögen durch Portato-Striche ersetzt, die ihm für Blockflöten überzeugender vorkamen.
Nun sind derart viele lange Bögen für Blockflötisten tatsächlich eher ungebräuchlich. Thalheimer suchte nach Indizien dafür, wie wir uns  Hindemiths eigene Gestaltung vorzustellen haben und kam zu erstaunlichen Resultaten, zu lesen hier.
Seit der Ausgabe von 2008 (Schott) entsprechen nun alle Eintragungen der Hindemith-Gesamtausgabe  seinem Autograph. Die höhere Stimmung und Besetzung blieb aber noch erhalten. Da war es nur konsequent, dass Thalheimer dies in seiner Neuausgabe von 2013 auch noch änderte.
Das Trio wird nun transponiert und auf F / G – Alt und 2 C – Tenorflöten gespielt,
eine Quarte tiefer – und damit dichter am Originalklang.  Natürlich nehmen wir gern Renaissanceflöten – oder vielleicht doch oben die Eagle, mal sehen. Wir sind noch nicht an allen Stellen entschlossen, wie sehr wir die Bindungen als solche spielen oder als Phrasierungsbögen betrachten werden. Auch die Dynamik ist eine Herausforderung. Und natürlich spielen wir den langsamen Satz in der Mitte statt am Schluss, wie bereits Hindemith selbst empfahl.
Und: Tolle Musik!