Tango in trouble – gefundenes Fressen für ein ziemlich versiertes Quartett, Besetzung A-T-B-GB. Es ist erstmal Arbeit, die schnellen 16tel – Quintolen und Sextolen synchron zu bekommen, mit denen das Stück von Anfang an gespickt ist – und die kleinen rhythmischen Details möchten auch sorgfältig koordiniert werden. Aber es lohnt sich! Bald entdeckt man die witzig aufblitzenden Musik-Zitate – und dann machts nur noch Spaß!
Immer mehr stellt sich das Gefühl ein, in diesem Stück zuhause zu sein: es lässt dann sehr viel Gestaltungsspielraum zu, auch spontan während des Konzerts.
Eine gelungene Mischung von Virtuosität und Schnulze. Herrlich! (Übrigens entstand das üppig bunte Titelbild erst mehr versehentlich durch meine Dekoblumen & ihren Schatten, also nicht wundern, wenn das Heft dann eher dunkel-gedeckt daher kommt…) (Piet Swerts, Tango in trouble, Zodiac Editions, ZEREC02, Partitur mit Stimmen)
Sammartinis berühmtes Solokonzert in Ffür Sopranblockflöte und Orchester – hier also gleich komplett für Blockflöten arrangiert. Es muss halt jemand das brillante Sopran-Solo nach Vivaldi – Art übernehmen ;), dazu kommen als Tutti ATTB bzw. ATBB. Sehr schön klingt noch ein Subbass dazu.
Das Concerto ist mit allen drei Sätzen gut zu schaffen für Blockflötenorchester, klingt klasse und lohnend. Mal ein „richiges“ Concerto zu spielen, machte viel Spaß.
Wir haben den zweiten Satz solistisch besetzt, dann wirkt er noch anrührender.
Das Werk bleibt in dieser Bearbeitung in Originaltonart F-Dur und ungekürzt. Das ist sehr löblich!
Giuseppe Sammartini, Concerto in F, Edition Tre Fontane 2036,
Partitur mit e i n e m Stimmensatz.
Heute der erste Beitrag in meiner neuen Reihe „Lieblingshefte“. Wenn der Schwierigkeitsgrad zum Ensemble passt (nicht zu leicht!!! aber auch nicht allzu viel zu schwer) und wenn dann noch der Satz so gelungen klingt, dass er den Spieler/innen beim ersten Ausprobieren bereits Lust auf mehr macht – dann kann ein Heft richtig zum Highlight werden!
Die beiden heutigen Hefte liegen mal abseits des edlen Renaissance- und Barockrepertoires und machen besonders Erwachsenen Spaß:
Lieblingsheft Nr 1: „4 machen Musik“, Film – Schlager der 30ger Jahre, damals zum Hit gemacht von Zarah Leander, Marlene Dietrich, Willi Fritsch und anderen. Jetzt wieder aktuell und von diversen Instrumentalbesetzungen gespielt. Aus dem Inhalt: Frauen sind keine Engel, Ich wollt ich wär ein Huhn, Nur nicht aus Liebe weinen, Wir machen Musik u.a.
Die Sätze sind an sich nicht schwer, ihnen aber die richtigen Gewürze zuzufügen – also je nach Text etwas mehr Pfeffer oder mehr Schmalz – erfordert dann doch Witz und Souveränität am Instrument. Wir experimentieren auch mit der „tiefen Besetzung“: Tenor, Bass, Großbass, Subbass). Es macht Riesenspaß! Die ganz Jungen kennen die Lieder zwar oft nicht (noch nicht oder nicht mehr?), aber bekommen durch die schwelgenden Gesangszitate der Älteren schnell mit, dass es hier um etwas Besonderes geht….
Wir spielen die Stücke im Orchester, haben dazu die Notenhefte mit je 4 Stimmen 4x angeschafft. Die Stimmen gäbe es leider nur als komplette Sätze nachzukaufen, von jeder Stimme also je eins – und der Satz kostet fast so viel, wie das komplette Heft m i t Stimmen. Da bleiben Wünsche an den Verlag heinrichshofen & noetzel offen, der leider die Besetzungspraxis in Blockflötenorchestern nicht berücksichtigt: Sopranstimmen bleiben übrig – aber u.a. der Subbass (zusätzlich zu den Bässen) muss sich notgedrungen mit der blättertechnisch schwierigen Partitur abplagen…..
Lieblingshefte Nr. 2 „Deutsche Volkslieder“, 2 Bände, Bornmann MVB 112 und 113 Pro Band erwarten uns 21 Lieder aus ca fünf Jahrhunderten. Johannes Bornmann hat sie mit gewohntem Gefühl für Flötenklang klasse für Quartett SATB gesetzt. Er schickt dabei netter Weise auch die Sopranflöte nie in die allerobersten Lagen. Wenn man möchte, könnte man diese Stimme also auch mit oktavierender Altflöte spielen.
Die Zusammenstellung ist herrlich bunt: Von „Innsbruck ich muss dich lassen„ (15. Jh.) über Klassiker wie Mozarts Komm lieber Mai... und Trinkliedern wie Gaudeamus igitur bis zu den Volksliedern der Romantik, die mit so schönen Melodien wie Guten Abend, gut‘ Nacht oder Waldeslustbestechen: Auch witzige neuere Lieder wie Bolle reiste jüngst zu Pfingsten(gefällt mir als Berlinerin besonders 😉 und Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahrensind im Heft.
Diese zwei türkisfarbenen Hefte tragen gerade enorm dazu bei, dass ein Quartett von leicht fortgeschrittenen Erwachsenen sich mit großer Leidenschaft erstmals mit Ensemble – Tugenden auseinandersetzen kann. Die doch recht bekannten Melodien helfen, eine Klangvorstellung zu entwickeln und erleichtern den musikalischen Kontakt ebenso wie das neue Bassschlüssel – Lesen. Übrigens: Wir haben die Lieder beider Bände durchlaufend von 1 – 42 nummeriert – dann entfällt die ständige Frage „In welchem Band ist das?“ Viel Spaß beim Musizieren – bis zum nächsten Mal.
Silvestro Ganassi lebte im 16. Jahrhundert als Hofmusikant in Venedig. Er war ein gesuchter Virtuose auf Flöte und Gambe – und schrieb für beide Instrumente Unterrichtswerke mit ausführlichen Diminutionsanleitungen. Das für die Flöten heißt: „La Fontegara – Schule des kunstvollen Flötenspiels….“ und ist nach wie vor eine bedeutende Unterlage zum historisch bewussten Musizieren. (Heute überall erhältlich). Besonders spannend: Neben den „etablierten“ Artikulationssilben „Te“, „Le“ und „Re“erwähnt er auch „Cha“ (spr.: ka) – somit also nicht mit der Spitze, sondern der Wurzel der Zunge.
Seine Flötengrifftabelle lässt darauf schließen, dass er deutlich über zwei Oktaven spielte, dazu allerdings Griffe benutzte, die auf unseren barocken Nachbauten nicht funktionieren. Der australische Flötenbauer Fred Morgan (vor wenigen Jahren verstorben) begann als erster mit der Nachkonstruktion einer solchen Flöte. Es gibt sie mittlerweile von vielen Flötenbauern als Sopran in C und Alt in G (tiefster Ton also nicht F!), oft auch in histortischen Stimmtonhöhen wie 460 hz
Mein neuer G – Alt auf einem Blatt aus Dowlands praktikablem Notenbuch *)
Ganassiflöten klingen weich, warm und rund. Gerade den Altflöten in G bekommt die kürzere Mensur offenbar so richtig gut und ich finde, dass sie ganz besonders schön „singen“. Dafür lohnt sich die Mühe, sich die neuen Griffe draufzuschaffen. Meine sehr vereinfachte Grifftabelle zum Einstieg – mit einer Grundtonleiter und jeweils nur einem einzigen Griffvorschlag pro Note – steht hier auf dem Blog bei den Grifftabellen. Intonieren kann man dann selbst – und ausführlichere gibts massenhaft im Netz.
Meine herrliche neue G – Altflöte, gebaut von Ralf Netsch und natürlich in Stockstadt gekauft – liegt auf dem Foto auf einem Abdruck eines Notenblatts von John Dowland. Der Mann dachte praktisch: Einzelstimmenblätter waren nicht nötig, denn die Consortspieler saßen im Kreis um einen runden Tisch, das Buch lag in der Mitte und jeder fand seine Stimme in bester Lage vor. Man sieht die fünf Melodiestimmen und die Lautentabulatur.
*) Dank an Johannes Bornmann für den Abdruck des Notenblatts in Heft MVB 112!
„Bauernimbiss“ für Musiker wieder da! Der seit zig Jahren gewohnte, von Stockstädter Bauern für uns spinnerte bunte Vögel liebevollst eingerichtete Imbiss war wieder da!! Juchhuh! Berühmte Größen wie unbekannte Spieler mampfen unterm Turnhallendach zufrieden still oder angeregt gesprächig ihre Würstchen und trinken „Gespritzten“ (oder Kaffee und Kuchen). Ja, so muss es sein!
Auch der Sound in der Halle erfüllte wieder die Erwartungen, wie man im Video hören kann. Hier zum Einstieg mal die großen rechteckigen Paetzoldbässe, die sich ständig weiterentwickeln. Im EBO (mehr hier auf der Seite) spielen wir sie natürlich auch seit 10 Jahren:
Quasi Butterhörnchen (Alt – Gemshorn in F an Tomate und Petersilie)
Ob es sich nun um ein historisches Instrument handelt oder nicht, und ob es nun aus Kuh-, Ziegen oder Gemshörnern (dies ganz sicher nicht!) gebaut wird – fest steht: Es klingt so weich, milchig, lieblich, wie kein anderes Instrument!
In einem Konzert mit Renaissancemusik hörte ich Gemshörner zum ersten Mal. Als Sängerin in einem kleinen Ensemble stand ich witzigerweise mit auf der Bühne – aber hatte mit so einer Überraschung absolut nicht gerechnet: Die Instrumentalisten spielten ihre Ritornell zwischenrein auf diesen Hörnchen.
Ihr Klang hat mich sofort derart gerührt und begeistert, dass ich bald darauf ein eigenes Quartett anschaffen m u s s t e.
Mittlerweile hat sich sogar noch ein Sopranino – Hörnchen dazu gesellen dürfen – da es gar so niedlich piepste.
Meine Gemshörner Sno-S-A-T-B
Bis zum ersten Auftritt braucht es allerdings für Laien wie Profis etwas Geduld und viel Einfühlungsvermögen: Die Natur formte schließlich jedes Instrument individuell. Beim ersten vierstimmigen Akkord kann es auch bei sorgfältig gebauten Instrumenten schon mal ganz schön schräg klingen – und dann geht die Arbeit los. Griffe müssen angepasst werden, evtl. benötigt man für die ein oder andere Tonart auch mal ein Stück Tesa auf dem Griffloch.
Hat jede/r dann Sicherheit für die Intonation seines Hörnchens entwickelt, und es tönt schön sauber, wird man vom Ergebnis allerdings wirklich reich belohnt. Es macht auch richtig Spaß, diesen kleinen krummen Hörnchen „gepflegte“ Musik zu entlocken.
Die Instrumente sind wie Blockflöten in C bzw. F gestimmt. Spielen kann man alles, was in den Tonumfang einer Oktave plus 1 Ton passt, überblasen geht nicht. Darauf muss man achten, wenn man z.B. Renaissancemusik passend machen möchte. Zum Glück gibt es auch spielfertige Musiksätze. Witzige moderne Stücklein hat z.B. auch A. Rosenheck komponiert: Music Box (Ursus Verlag).
Sehr viel mehr über Hörnchen und Noten erfährt man auf der Seite des Hörnchenbauers Rainer Schwarze
Wie schafft es ein Buch über die Leidenschaft, Klavier zu spielen, in meinen Blog?
Während des Lesens kämpfte ich zunächst mit recht ambivalenten Gefühlen zu diesem Werk. Aber sehr bald bemerkte ich, wie Impulse aus diesem Buch zu wirken begannen: Zu meiner eigenen Überraschung erlebte ich mich im Unterricht immer wieder diesen Herrn Rusbridger zitierend, wenn es um den Umgang mit Zeitmangel und Übemotivation ging. Und: Die Wiederentdeckung der eigenen musikalischen Detailverliebtheit stachelte auch m e i n e Übelust wieder an. Von daher: Jedem musizierenden Menschen zur Lektüre empfohlen (vielleicht gleich gemeinsam mit dem inneren Schweinehund)!
Alan Rusbridger war bis Mai 2015 Chefredakteur des Guardian und ist seitdem in weitergehenden Funktionen unterwegs. Er schildert im Buch sein Bemühen um die Chopin – Ballade in g-moll absolut gleichgewichtig wie seine journalistische Tätigkeit inmitten von Enthüllungsskandalen, Treffen mit Julian Assange u.a. Auch die Noten – samt Eintragungen von ihm und seinen verschiedenen (!) teils berühmten Lehrern – sind abgedruckt.
Alan Rusbridger, :Play it again:, Ein Jahr zwischen Noten und Nachrichten, erschienen im Secession Verlag, Zürich 2013, Rezensionen u. a. hier: http://www.secession-verlag.com/content/play-it-again
Du beginnst deinen Weg in die Musik also auf dieser kleinen Flöte. Herzlich willkommen! Auf Blockflöten klingt die kunstvolle Musik früherer Jahrhunderte besonders toll – oder auch die ganz neue, die täglich für uns geschrieben wird und oft sehr spannend oder ein bißchen verrückt klingt. Bald kannst du schon selbst Lieder über Tiere, den Sonnenschein oder den Mond spielen. Wenn du etwas älter bist und es dann richtig gut kannst, könntest du auch in einem Quartett (zu viert also) oder in einem Blockflötenorchester mitspielen.
Damit du gleich einmal etwas anschauen und hören kannst, habe ich hier ein paar Links zu youtube videos mit berühmten Blockflötenspieler/innen ausgesucht, (draufklicken!): Dorothee Oberlinger mit Orchester, Flanders Recorder Quartett, Quartett New Generation, „Wildes Holz“ und Quinta Essentia.
Ensemble Saltarello Erlangen auf Bass- bis Subbassblockflöten (MusiCeum)
In Ensembles spielen wir Blockflöten in allen Größen, manche sind so groß wie ein Erwachsener und klingen ganz tief, wie ein Kontrabass. In diesem Blog kannst du dir Fotos davon ansehen, wenn du oben in der Leiste auf das Kapitel vom Erlanger Blockflötenorchester klickst. Wieso eigentlich B L O C K Flöte?
Blockflöte nennt man sie, weil ihr Kopf immer aus zwei verschiedenen Hölzern gebaut ist: Der Korpus ist vielleicht aus gut klingendem Ahorn, aus Birnbaum oder Buchsbaum, manchmal auch aus Ebenholz – und innen steckt ein Block aus Zedernholz. Dieses Holz quillt nicht so auf, wenn man es beim Spielen stundenlang mit Feuchtigkeit überzieht. Sonst würde bald gar keine Luft mehr durch den kleinen Ritz, den Windkanal, durchgehen. Und Plastikflöten? Bei Flöten, die komplett aus Plastik sind, ist so ein Block natürlich nicht nötig. Da Plastik aber nun gar keine Feuchtigkeit aufnimmt, läuft die dann auch gern mal zu den Löchern heraus. Einige Plastikflöten haben eine rauhe holzähnliche Oberfläche, damit sie dann nicht so glitschig werden. (z.B. einige Modelle von Yamaha) Übrigens:Flötenspieler spucken nicht in die Flöte!
Spucke ist wichtig für uns – aber stört beim Flötespielen. Sicher lernst du schnell, dass die Zähne da eine wichtige Grenze sind: die Flöte hältst du zwischen den Lippen, also v o r den Zähnen. Die Zunge bleibt im Mund, also h i n t e r den Zähnen, und berührt die Flöte niemals. Dann gibt es keine „Spuckebrücke“. Warum die Flöte dann trotzdem etwas nass wird und manchmal sogar verstopft? Hast du schon einmal an einen Spiegel gehaucht? Er wird nass – obwohl du nicht gespuckt hast!
So viele Sopranflöten – von 10€ bis 1000€
Der Strohhalmtrick: Am schnellsten bekommst du die etwas feucht gewordene Flöte wieder frei, wenn du einmal „rückwärts bläst“, also wie durch einen Strohhalm die Luft kurz und schnell aus der Flöte saugst.
Wichtig: Nie das Fensterchen einer Holzflöte mit dem Zeigefinger zudrücken. An dieser Stelle ist die Flöte super empfindlich!
Auch hier im Blog kannst du dich gern noch etwas umschauen, es gibt viel zu entdecken und anzuhören. Ich freue mich auch über deine Kommentare und beantworte gern Fragen. Viel Erfolg als Flötenspielerin oder als Flötenspieler! Anne Pape
Eva und Wilhelm Becker, beide mittlerweile über 85, erhielten am Vormittag des Eröffnungstages das Bundesverdienstkreuz am Bande für die Jahrzehnte lange erfolgreiche Organisation eines internationalen Musikfestivals. GLÜCKWUNSCH!!!!!
Nachtrag: Frau Becker verstarb leider im Jahre 2020. Mittlerweile liegt das Festival in den Händen der Familie Kunath, Fulda.
Die Halle ist mit über 60 Aussteller/innen gut gefüllt, alles pfeift und trillert – eben Stockstadt. Hier ein kleines Atmosphäre-Video und ein paar Notizen, alphabetisch gelistet. Viel Spaß!
Über die hochkarätigen Konzerte des Festivals kann ich leider nicht berichten – für die werde ich mir nächstes Jahr wieder mehr Zeit nehmen.
Early-Music-im-Ibach-Haus (Familie Goebel, siehe Video) immer an der rechten Wand zur Wiese, mit sehr netter und engagierter Beratung zu Flöten vieler Fabrikate und interessanten Notensammlungen. Goebels veranstalten seit einigen Jahren auch den jährlichen Recorder – Summit in Schwelm. Fa. Küng: Mit Stefan Küng (siehe Video) hat auch die dritte Generation Einzug gehalten! Beliebte Spezialitäten sind seit Jahren vorallem die gut verbreiteten großen Flöten der Reihe Superio von der Tenor-, bis zur Subbassflöte. Auch die neue Alt K4 findet begeisterte Annahme. Eine der entzückend bunt bemalten Sopranflötlein konnte ich nur als Messespecial ergattern.
Moecks neuer Großbass
Fa. Moeck: am Stand auch der junge Geschäftsführer Jan N. Haase. Die Firma stellt einen neu entwickelten Knick-Subbass vor (s.Video). Neben den bewährten Rotthenburgh- und Steenbergenflöten ziehen die interessanten Notenausgaben uns an. Bemerkenswert: Die Reihe Das Blockflötenorchester. Hier dürfen die erworbenen Stimmen auf Orchesterstärke kopiert werden. SUPER!!!!!!
Elektrische Elody / Mollenhauer
Fa. Mollenhauer: Hier fallen neben bekannten Denner-Serien und den volltönenden modernen („harmonischen“) Blockflöten auch wieder die poppig bunt gestylten E-Blockflöten Elody auf.
Das Musiklädle Schunder, kultiger Notenversand der Familie Schunder, bildet eine große Insel aus ungezählten Notenschubladen, an denen ich wieder Stunden verbringe: Schüler brauchen neues Futter.
Musiklädle: Frau Schunder
… und Herr Schunder
Tim Cranmore (s. Video), aus England, nahm sich Zeit für kleine Nacharbeiten an meiner Tenorflöte – eines der drei Instrumente aus seiner Werkstatt, die ich spiele. Der außerdem auch komödiantisch begabte Künstler baut gelegentlich aus Karotten recht gut klingende Flöten, hier der Link: Karottenschnitzen.Mit ihnen amüsiert er auch in Shows sein Publikum, Link: Karotten-in-concert
Tre Fontane (das sind die Blockflötistin, Komponistin & Herausgeberin Heida Vissing und Verleger Ronald Brox) gestaltet liebevolle gestaltete Noten-Neuausgaben – auch hier werde ich fündig: Noten für Eaglerecorder.
Tre Fontane: Ronald Brox
Heida Vissing, Ronald Brox
Ein voller Tag – viel Spaß, wenig Zeit – und bald ist ja wieder Stockstadt.
Kaum zu glauben: Es gibt tatsächlich ein neues (ganz altes?) Instrument am Blockflötenhimmel! Es hat eine etwas breitere und flachere Form, (ähnelt äußerlich auf den ersten Blick etwas der Harmonischen E-Blockflöte Elody) hat aber zwei Reihen Grifflöcher nebeneinander – und auch zwei sehr unterschiedliche Labien! Beim Spielen rutscht man mit den Lippen und den Fingern auf die dynamisch/klanglich jeweils benötigte Seite.
Sorry für meine sehr grobe Skizze…
Das berühmte Alte – Musik – Ensemble Concerto Köln stellte diese neuen zwei Flötlein in seiner aktuellen Einspielung der Brandenburgischen Konzerte im Herbst 2014 vor. Am besten gleich mal auf youtube anschauen und reinhören? Hier.
Wie kam es dazu?
Auf Initiative von Lorenzo Alpert, Fagottist des Ensembles, wurde diesmal besonders engagiert an Fragen zur Besetzung geforscht. Besonders die mysteriösen 2 „Fiauti d’Echo“, von Bach selbst neben der Geige als Solisten für das Konzert Nr. IV vorgeschrieben, beschäftigten die Musiker. So etwas gibt es – auch bei Bach – kein zweites mal. Sie sollen besonders im zweiten Satz zur Geltung kommen, wo sich Tuttipassagen mit Echos der Flöten abwechseln. Jahrzehntelang kursierten in der Musikwelt unterschiedliche Vorschläge, welche Instrumente Bach damit genau gemeint haben könnte? Vorschläge wie alleinige räumlich getrennte Aufstellung der Echos – oder auch der Einsatz von damals sehr beliebten französischen Flageolets für die Echostellen wurden jahrzehntelang probiert.
In der Inventarliste des Köthener Hofs finden sich zwei Echoflöten verzeichnet. Tatsächlich erhalten ist nur ein Instrument aus der Zeit, die Leipziger Doppelflöte im Grassi-Museum, Foto hier. Es besteht aus zwei mit waagerechten Stegen verbundenen Flöten. Ob es sich um eine solche Echoflöte handelt, kann niemand sagen. Es ist wegen der Sperrigkeit dieses Instrument aber nicht vorstellbar, dass die Spieler den virtuosen Part mit der Wechselei zwischen den beiden unterschiedlichen Teil-Instrumenten geschafft hätten.
Tatsächlich gibt es mehrere Schilderungen zu Doppelflöten / Echoflöten aus historischen Werkstätten. „Erfinder“ könnte der Amsterdamer Michael Parent gewesen sein – dessen Witwe ihn nach seinem Tod dafür rühmt. Alpert fand in U. Prinz Schrift „J.S.Bachs Instrumentarium“ (Bd. 10 Schriften der Bachakademie Stuttgart, 2005, S. 205) auch die Reproduktion dieses schönen Kupferstichs aus einer Flötenwerkstatt im 17. Jahrhundert: Dort steht rechts unten tatsächlich ein ähnliches Instrument wie das nun aktuell gebaute:
Der Pfeiffenmacher. Christoph Weigel, 17. Jht; Quelle: Dt. Fotothek / Commons.wikimedia.org (Ausschnitt Buchseite)
Es sollte nun als Vorbild für die Rekonstruktion dienen. Die Blockflötistin Cordula Breuer fand nach akribischer Suche in Andreas Schöni, (CH), einen Flötenbauer, der bereit war, nach historischen Beschreibungen und Abbildungen ein bisher noch nie gesehenes Instrument zu kreieren. Es besitzt sogar einen variabel einstellbaren Dämpfer im Labium! Dies und mehr darüber steht im Artikel von Sören Ingwersen, einschließlich Abbildungen aus Schönis Werkstatt. Cordula Breuer und Wolfgang Dey spielen diese Instrumente auf der Einspielung des Concerto Köln zum ersten Mal auf dieser Welt. Spannendes Projekt! Link leider 2020 nicht mehr abrufbar.
Als Coach beim Blockflötentag in der Nachbarstadt. Für das eigene Festkonzert zum bevorstehenden Jubiläum plant ein langjährig bestehendes Ensemble eine angemessene Barockmusik: Die 1748 in London von über 100 Bläsern und Pauken vor 12 000 Zuhörern im Freien aufgeführte Feuerwerksmusik von G. F. Händel. Damit dies tolle Werk auch in der Besetzung mit Blockflöten von Sopran bis Subbass den nötigen Esprit versprüht, wurde letzte Woche ein Blockflötentag eingelegt und ich durfte mit dem Ensemble arbeiten.
Eine sehr reizvolle Aufgabe!
Royal Fireworks – wie einst in London
Die Spielerinnen hatten sich für das Arrangement von Ehrenfried Reichelt (Doblinger 04435)entschieden und bereits gut geprobt. Der Vergleich mit Händels Manuskript und den Originalausgaben – auf imslp.org – bestätigte allerdings, was beim Anhören einer Einspielung bereits auffiel:
1. Von der prächtigen 10-minütigen französischen Ouverture ist bei Reichelt nur der erste Teil enthalten, das ist ca. 1/4 des Satzes, wie schade. Allerdings: Der fehlende schnelle und federnde Ouverturenteil ist deutlich schwieriger einzustudieren, als der Rest der Musik.
2. Händels Menuette 1 und 2 sind bei Reichelt anders tituliert und in der Reihenfolge vertauscht: Aus Händels erstem Menuett, mit der Angabe „Menuet, 2 fois“ = Menuett, zweimal zu spielen, wird bei Reichelt ein “ Trio“, was nun dem zweiten Menuett folgt. Das „2 fois“ auf den Originalnoten verursachte wohl den Irrtum, es an zweite Stelle zu bringen?
Schön: Die Reichelt-Fassung traut sich, die Sopranflöte auch mal bis zum hohen C jubilieren zu lassen, was uns sehr gut gefiel!
Zum Vergleich brachte ich die Fassung von Bornmann (Bornmann Verlag, Festl. Musik Bd, 5) mit: Dort gibt es eine vollständige Ouverture und die korrekte Reihenfolge. Die kaum wirklich zu bewältigende Transposition/Bearbeitung für Blockflöten führte bei Bornmann teils zu anderen Lösungen (z.B. anderen Tonarten, tieferer Lage) als bei Reichelt. Vielleicht fürs nächste Mal?
In der Arbeitsphase ging es um Merkmale des französischen Stils – in dem, entsprechend dem Zeitgeschmack – die Feuerwerksmusik geschrieben ist: Die Form der Ouverture Überpunktierungen und ihre Wirkung, Inégalité die vielen kleinen Verzierungen, („wesentliche Manieren„) die den Sätzen gleich einen brillanten Glanz brachten, wenn man schon keine Trompeten hat……
Zu allem braucht es eine deutliche Aussprache – also eine präzise Artikulation. Es überzeugt, wie deutlich man dann sofort den Unterschied hört.
Auch die Hemiolen in den Dreiertakt – Nummern wurden erarbeitet und ließen es gleich runder laufen. Die Hemiolen der Sätze „La Paix“ und aus den beiden Menuetten habe ich in zwei Arbeitsblättern vorbereitet, hier sind sie:
Es ist nicht möglich, die bombastische und gewollt majestätisch bis militärisch klingende Musik gleichartig mit Blockflöten zu realisieren. Aber mit viel Stilgefühl, Präzision und flottem Tempo gelingt eine richtig festliche Barockserenade, davon waren am Ende des Tages alle überzeugt. Und es ist zu erwarten, dass bei dieser Aufführung nicht – wie damals bei Händel – Häuser abbrennen und Chaos entsteht.
Viel Erfolg also!