Category Archives: Instrumente & Lieblingsnoten

Ich spiele jetzt Blockflöte! Zum Einstieg (2)

Post für alle Flöteneinsteiger

Bunte Flöten MusiCeum

Bunte Sopranblockflöten aus Holz

Du beginnst deinen Weg in die Musik also auf dieser kleinen Flöte. Herzlich willkommen!  Auf Blockflöten klingt die kunstvolle Musik früherer Jahrhunderte besonders toll – oder auch die ganz neue, die täglich für uns geschrieben wird und oft sehr spannend oder ein bißchen verrückt klingt. Bald kannst du schon selbst Lieder über Tiere, den Sonnenschein oder den Mond spielen. Wenn du etwas älter bist und es dann richtig gut kannst, könntest du auch in einem Quartett (zu viert also) oder in einem Blockflötenorchester mitspielen.
Damit du gleich einmal etwas anschauen und hören kannst, habe ich hier ein paar Links zu youtube videos mit berühmten Blockflötenspieler/innen ausgesucht, (draufklicken!): Dorothee Oberlinger mit Orchester, Flanders Recorder Quartett, Quartett New Generation,  „Wildes Holz“ und  Quinta Essentia.

Ensemble Saltarello u Paetzold Bässe

Ensemble Saltarello Erlangen auf Bass- bis Subbassblockflöten (MusiCeum)

In Ensembles spielen wir Blockflöten in allen Größen, manche sind so groß wie ein Erwachsener und klingen ganz tief, wie ein Kontrabass. In diesem Blog kannst du dir Fotos davon ansehen, wenn du oben in der Leiste auf das Kapitel vom Erlanger Blockflötenorchester klickst.
Wieso eigentlich B L O C K Flöte?
Blockflöte nennt man sie, weil ihr Kopf immer aus zwei verschiedenen Hölzern gebaut ist: Der Korpus ist vielleicht aus gut klingendem Ahorn, aus Birnbaum oder Buchsbaum, manchmal auch aus Ebenholz – und innen steckt ein Block aus Zedernholz. Dieses Holz quillt nicht so auf, wenn man es beim Spielen stundenlang mit Feuchtigkeit überzieht. Sonst würde bald gar keine Luft mehr durch den kleinen Ritz, den Windkanal, durchgehen.
Und Plastikflöten? Bei Flöten, die komplett aus Plastik sind, ist so ein Block natürlich nicht nötig. Da Plastik aber nun gar keine Feuchtigkeit aufnimmt, läuft die dann auch gern mal zu den Löchern heraus. Einige Plastikflöten haben eine rauhe holzähnliche Oberfläche, damit sie dann nicht so glitschig werden. (z.B. einige Modelle von Yamaha)
Übrigens: Flötenspieler spucken nicht in die Flöte!
Spucke ist wichtig für uns – aber stört beim Flötespielen. Sicher lernst du schnell, dass die Zähne da eine wichtige Grenze sind: die Flöte hältst du zwischen den Lippen, also  v o r  den Zähnen. Die Zunge bleibt im Mund, also  h i n t e r den Zähnen, und berührt die Flöte niemals. Dann gibt es keine „Spuckebrücke“.
Warum die Flöte dann trotzdem etwas nass wird und manchmal sogar verstopft? Hast du schon einmal an einen Spiegel gehaucht? Er wird nass – obwohl du nicht gespuckt hast!

Sopranblockflöten Anne Pape

So viele Sopranflöten – von 10€ bis 1000€

Der Strohhalmtrick: Am schnellsten bekommst du die etwas feucht gewordene Flöte wieder frei, wenn du einmal „rückwärts bläst“, also wie durch einen Strohhalm die Luft kurz und schnell aus der Flöte saugst.
Wichtig: Nie das Fensterchen einer Holzflöte mit dem Zeigefinger zudrücken. An dieser Stelle ist die Flöte super empfindlich!

Auch hier im Blog kannst du dich gern noch etwas umschauen, es gibt viel zu entdecken und anzuhören. Ich freue mich auch über deine Kommentare und beantworte gern Fragen. Viel Erfolg als Flötenspielerin oder als Flötenspieler!         Anne Pape

Rätselhaft: Bachs „Due Fiauti d‘ Echo“

Kaum zu glauben:  Es gibt tatsächlich ein neues (ganz altes?) Instrument am Blockflötenhimmel! Es hat eine etwas breitere und flachere Form, (ähnelt äußerlich auf den ersten Blick etwas der Harmonischen E-Blockflöte Elody) hat aber zwei Reihen Grifflöcher nebeneinander – und auch zwei sehr unterschiedliche Labien! Beim Spielen rutscht man mit den Lippen und den Fingern auf die dynamisch/klanglich jeweils benötigte Seite.

Echofloete

Sorry für meine sehr grobe Skizze…

Das berühmte Alte – Musik – Ensemble Concerto Köln stellte diese neuen zwei Flötlein in seiner aktuellen Einspielung der Brandenburgischen Konzerte im Herbst 2014 vor. Am besten gleich mal auf youtube anschauen und reinhören? Hier.

Wie kam es dazu?
Auf Initiative von Lorenzo Alpert, Fagottist des Ensembles, wurde diesmal besonders engagiert an Fragen zur Besetzung geforscht. Besonders die mysteriösen 2 „Fiauti d’Echo“, von Bach selbst neben der Geige als Solisten für das Konzert Nr. IV vorgeschrieben, beschäftigten die Musiker. So etwas gibt es – auch bei Bach – kein zweites mal. Sie sollen besonders im zweiten Satz zur Geltung kommen, wo sich Tuttipassagen mit Echos der Flöten abwechseln. Jahrzehntelang kursierten in der Musikwelt unterschiedliche Vorschläge, welche Instrumente Bach damit genau gemeint haben könnte? Vorschläge wie alleinige räumlich getrennte Aufstellung der Echos – oder auch der Einsatz von damals sehr beliebten französischen Flageolets für die Echostellen wurden jahrzehntelang probiert.

In der Inventarliste des Köthener Hofs finden sich zwei Echoflöten verzeichnet. Tatsächlich erhalten ist nur ein Instrument aus der Zeit, die Leipziger Doppelflöte im Grassi-Museum, Foto hier. Es besteht aus zwei mit waagerechten Stegen verbundenen Flöten. Ob es sich um eine solche Echoflöte handelt, kann niemand sagen. Es ist wegen der Sperrigkeit dieses Instrument aber nicht vorstellbar, dass die Spieler den virtuosen Part mit der Wechselei zwischen den beiden unterschiedlichen Teil-Instrumenten geschafft hätten.
Tatsächlich gibt es mehrere Schilderungen zu Doppelflöten / Echoflöten aus historischen Werkstätten. „Erfinder“ könnte der Amsterdamer Michael Parent gewesen sein – dessen Witwe ihn nach seinem Tod dafür rühmt. Alpert fand in U. Prinz Schrift „J.S.Bachs Instrumentarium“ (Bd. 10 Schriften der Bachakademie Stuttgart, 2005, S. 205) auch die Reproduktion dieses schönen Kupferstichs aus einer Flötenwerkstatt im 17. Jahrhundert: Dort steht rechts unten tatsächlich ein ähnliches Instrument wie das nun aktuell gebaute: 

Der Pfeiffenmacher, Christoph Weigel; Quelle: Dt. Fotothek / Wiki Commons

Der Pfeiffenmacher. Christoph Weigel, 17. Jht; Quelle: Dt. Fotothek / Commons.wikimedia.org (Ausschnitt Buchseite)

Es sollte nun als Vorbild für die Rekonstruktion dienen. Die Blockflötistin Cordula Breuer fand nach akribischer Suche in Andreas Schöni, (CH), einen Flötenbauer, der bereit war, nach historischen Beschreibungen und Abbildungen ein bisher noch nie gesehenes Instrument zu kreieren.  Es besitzt sogar einen variabel einstellbaren Dämpfer im Labium! Dies und mehr darüber steht im Artikel von Sören Ingwersen, einschließlich Abbildungen aus Schönis Werkstatt.
Cordula Breuer und Wolfgang Dey spielen diese Instrumente auf der Einspielung des Concerto Köln zum ersten Mal auf dieser Welt. Spannendes Projekt! Link leider 2020 nicht mehr abrufbar.

Feuerwerksmusik – mit Blockflöten?

Als Coach beim Blockflötentag in der Nachbarstadt. Für das eigene Festkonzert zum bevorstehenden Jubiläum plant ein langjährig bestehendes Ensemble eine angemessene Barockmusik: Die 1748 in London von über 100 Bläsern und Pauken vor 12 000 Zuhörern im Freien aufgeführte Feuerwerksmusik von G. F. Händel. Damit dies tolle Werk auch in der Besetzung mit Blockflöten von Sopran bis Subbass den nötigen Esprit versprüht, wurde letzte Woche ein Blockflötentag eingelegt und ich durfte mit dem Ensemble arbeiten.
Eine sehr reizvolle Aufgabe!

Royal Fireworks -  wie einst in London

Royal Fireworks – wie einst in London

Die Spielerinnen hatten sich  für das Arrangement von Ehrenfried Reichelt (Doblinger 04435) entschieden und bereits gut geprobt. Der Vergleich mit Händels Manuskript und den Originalausgaben –  auf imslp.org –  bestätigte allerdings, was beim Anhören einer Einspielung bereits auffiel:
1. Von der prächtigen 10-minütigen französischen Ouverture ist bei Reichelt nur der erste Teil enthalten,  das ist ca. 1/4 des Satzes, wie schade. Allerdings: Der fehlende schnelle und federnde Ouverturenteil ist deutlich schwieriger einzustudieren, als der Rest der Musik.
2. Händels Menuette 1 und 2 sind bei Reichelt anders tituliert und in der Reihenfolge vertauscht: Aus Händels erstem Menuett, mit der Angabe „Menuet, 2 fois“ = Menuett, zweimal zu spielen, wird bei Reichelt ein “ Trio“, was nun dem zweiten Menuett folgt. Das  „2 fois“ auf den Originalnoten verursachte wohl den Irrtum, es an zweite Stelle zu bringen?
Schön: Die Reichelt-Fassung traut sich, die Sopranflöte auch mal bis zum hohen C  jubilieren zu lassen, was uns sehr gut gefiel!
Zum Vergleich brachte ich die Fassung von Bornmann (Bornmann Verlag, Festl. Musik Bd, 5) mit: Dort gibt es eine vollständige Ouverture und die korrekte Reihenfolge. Die kaum wirklich zu bewältigende Transposition/Bearbeitung für Blockflöten führte bei Bornmann teils zu anderen Lösungen (z.B. anderen Tonarten, tieferer Lage) als bei Reichelt. Vielleicht fürs nächste Mal?
In der Arbeitsphase ging es um Merkmale des französischen Stils – in dem, entsprechend dem  Zeitgeschmack – die Feuerwerksmusik geschrieben ist:
Die Form der Ouverture
Überpunktierungen und ihre Wirkung,
Inégalité
die vielen kleinen Verzierungen, („wesentliche Manieren„) die den Sätzen gleich einen brillanten Glanz brachten, wenn man schon keine Trompeten hat……
Zu allem braucht es eine deutliche Aussprache – also eine präzise Artikulation. Es überzeugt, wie deutlich man dann sofort den Unterschied hört.
Auch die Hemiolen in den Dreiertakt – Nummern wurden erarbeitet und ließen es gleich runder laufen. Die Hemiolen der Sätze „La Paix“ und aus den beiden Menuetten habe ich in zwei Arbeitsblättern vorbereitet, hier sind sie:

Hemiolen_Feuerwerk Hemiolen_Feuerwerk-02
Es ist nicht möglich, die bombastische und gewollt majestätisch bis militärisch klingende Musik gleichartig mit Blockflöten zu realisieren. Aber mit viel Stilgefühl, Präzision und flottem Tempo gelingt eine richtig festliche Barockserenade, davon waren am Ende des Tages alle überzeugt.
Und es ist zu erwarten, dass bei dieser Aufführung nicht – wie damals bei Händel – Häuser abbrennen und Chaos entsteht.
Viel Erfolg also!

Blockflötenorchester Erlangen – Winter 2014

Konzert auf Schloß Wiesenthau

Der treue Hund des Schäfers - für Vivaldis Frühling (Zeichnung / Foto Anne Pape)

Der treue Hund des Schäfers – für Vivaldis Frühling (Zeichnung / Foto Anne Pape)

Unser Programm: Vivaldi, Boyce und Léclair
Vivaldis Konzerte aus opus VIII, Frühling und Winter, ganz neu und u n g e k ü r z t  für Blockflötenorchester arrangiert von Johannes Bornmann. Super, dass er auch Vivaldis Verse abdruckt, die in den Originalnoten stehen, sowie Teile der Originalsoli im Faksimile. Im ersten Satz vom Winter konnte unsere Spielerin dadurch sogar das tolle originale (doppelt schnelle) Solo realisieren. Unsere eh starke Bassgruppe gewann noch mehr Klangfarbe durch ein zuzsätzliches Cello. Es half dabei, programmatische Inhalte wie den grollenden Donner und den bellenden Hund des Schäfers plastischer zu machen. Celli sind uns beim Donnern und Bellen eben doch überlegen 🙂 (Zugegeben ist dies ein bissel neidisch…)  Zusätzlich haben wir die Verse teils mit kurz auftauchenden Pappfiguren angedeutet, siehe Foto.
Fazit:  Die Jahreszeiten überzeugen im Blockflötenorchester in (fast) allen Sätzen. Da allerdings gerade hierbei das Publikum Hörerfahrungen mit Streichorchestern mitbringt, hat man möglicherweise einen schwierige Ausgangslage. Die Investition in diese Noten hat sich trotzdem gelohnt. Leider muss man die Stimmen für größere Besetzung einzeln dazukaufen, was andere Verlage ja bereits sehr erfolgreich anders regeln.
Drittes Stück: Die Symphonie Nr. 1 von William Boyce,
alle drei Sätze für Blockflöten arrangiert  von R.B. Tennent, ist einfach toll – kommt der Blockflötenbesetzung sehr entgegen und klang auch im Schloss prächtig. Glitzernd verzierte Sopranläufe brillieren im ersten Satz über ein sensibel swingend barock gestaltendes „Tutti“. Der anmutig leichte zweite Satz machte uns viel Spaß beim Spielen, der dritte ist ein schwungvoll fetziger Abschluss und nicht zu „killender“ Ohrwurm.
Viertes Stück: „Deuxième récréation de musique“ von Jean Marie Léclair,
wieder arrangiert von J. Bornmann:
Daraus diesmal nur die virtuose Chaconne. Sie dauert auch allein bereits mal etwas länger, nämlich 7 Minuten – und wenn man französische Musik mit all ihren Schnörkeln und rhythmischen Kompliziertheiten spielen mag, kommt man hier voll auf seine Kosten.  In jedem Takt passiert irgend etwas, Platz für jede Menge Gestaltung. Etwas schade ist, dass die Noten der Einzelstimmen sehr klein und eng gedruckt sind,  im Gegensatz zur komfortablen Partitur. Dadurch erfordert die Arbeit an diesem eh schwierigen Werk enorm viel zusätzliche Konzentration, spätestens wenn man die unzähligen Absprachen noch anbringen möchte.
Tipp: Wer mag, findet zur „Récréation“ auch einige sehr nette  musikgeschichtliche Betrachtungen von Roland Müller, gedacht zum Vorlesen zur Musik.

Sopranblockflöten Anne Pape

Sopranflöte? Zum Einstieg (1)

Sopranblockflöten Anne Pape

So viele Sopranflöten – von 10€ bis 1000€

Auch in diesem Schuljahr nehmen  wieder viele junge Blockflötenmusiker_innen erstmals ein Instrument in die Hand und ich wünsche ihnen, dass alle Einsteiger einen richtig guten Weg in die wunderbare Welt der Musik finden!
Die erste Blockflöte ist sicher eine Sopranflöte in C ? Die Bezeichnung  „Sopran“ kommt von der hohen Singstimme im Chor und das  „C“ bezeichnet den tiefsten Ton der Sopranflöte. Sie stammt hoffentlich aus dem Fachgeschäft und nicht aus der Spielwarenhandlung? Und sie hat die europäische, d.h. barocke Griffweise.
Der Satz „Na, für den Anfang reichts….“ als Begründung für ein unbrauchbares Blasrohr – und spöttische Kommentare über das zu hörende „Gefiepe“ beinhalten den vorprogrammierten Flopp. Denn wenn ein Kind Flöte spielen lernen möchte, dann will es doch Flötenspieler*In werden! Da tut die Identifikation mit einem schönen Instrument gut – und nicht mit einem Wegwerf-Artikel, der rauscht und quietscht. Plastikflöten namhafter Hersteller sind ansonsten ok – von der durchsichtigen rate ich aber ab, da sie sofort sichtbar beschlägt. Plastikflöten mit „Holzmaserung“ haben übrigens bessere Griffeigenschaften, sind nicht so glatt. In Spielzeugläden und Supermärkten habe ich schon „Flöten“ vorgefunden, auf denen es wirklich nicht möglich war, einen klaren Ton zu erzeugen, der irgendeiner Stimmung zuzuordnen war. Hygienisch eingeschweißt  erwartet einen die Überraschung erst zuhause nach dem Auspacken…
Hier drei passende Links: Griffe C- Sopranflöte
Video Herstellung einer Anfänger-Blockflöte
https://www.youtube.com/watch?v=INBc9_zRRqU
Spaß: Hier baut der berühmte englische Flötenbauer Tim Cranmore  eine seiner  unglaublichen Karottenflöten:
https://www.youtube.com/watch?v=ZH6nJQwOIcU   Viel Spaß!

F - Altflöte von Tim Cranmore

F – Altflöte von Tim Cranmore – Holz, nicht Karotte…

ELODY "Firebird" Pape Test

DIE ELODY IM STUDIOTEST

Mit Block & Stecker in die Zukunft?

Zuerst 5 kurze Studio – Experimente mit der elektrischen Blockflöte zum Anhören.
Anne Pape – Elody, Stefan Poetzsch, Live-Elektronik. Veröffentlicht: 2014.

GALAKTI
STAKSI
GHOSTBIRTH
BIPOLAR
PSYCHE

Spannendes Teil! Für einige Wochen beherberge ich zwecks Test eine  ELODY der Fa. Mollenhauer,  knallrot lackiert mit gelben Flammen.

Elody die elektrische Blockflöte, hier knallrot mit gelben Flammen. Foto Anne Pape

Die ELODY ist eine in höchster Höhe und satter Tiefe super gut funktionierende Alt-Blockflöte vom modernen Typ der „harmonischen Blockflöten“. Diese Bauweise entwickelte der Blockflötist Nik Tarasov bereits in den 90ger Jahren . Harmonische Blockflöten überblasen von ihren Basistönen in harmonische Obertöne und ermöglichen durch andere Bauweise und ein Klappensystem zusätzliche Töne in der Höhe und der Tiefe. Sie sind etwas größer, lauter und brauchen mehr Luft als die barocken Modelle. Die ELODY  überrascht nun mit völlig neuer fischähnlicher Form und poppiger Lackierung, ganz nach Wahl in verschiedenen heißen Designs. Sie greift sich perfekt und wird durch spezielles Blockmaterial nicht heiser. Der Klang des hochwertigen Instruments ist auch unplugged absolut  ok – man muss ja nicht gerade französische Barockmusik auf ihr spielen…
Der coole Alukasten begeistert – das Äußere der Flöte selbst wird allerdings diskutiert. Die meisten jüngeren Spieler/innen in meinem Umfeld wünschten sich die Elody  „ohne Bilder drauf“, am liebsten schwarz, Lack, goldene Klappen. Das Instrument lässt sich mit eingebautem Tonabnehmer seitlich im Kopf und mitgeliefertem Kabel unkompliziert an jeden (Gitarren-)Verstärker anschließen. Somit hat man eine beliebig laute Blockflöte, die sogar im Freien in Rock- Bands spielen kann, Stadien beschallen und …? Im Kasten findet sich eine CD, auf der  Nik Tarasov selbst in verschiedenen Bandbesetzungen von Swing über Balladen bis Irish zu hören ist.
Heiß diskutiert wurde, ob man das braucht, und wer das braucht – und wozu das taugt? Eine tolle Möglichkeit haben wir gefunden: Improvisationen auf der ELODY mit Live – Elektronik!

Stefan Poetzsch, international agierender Komponist, Geiger und Live – Elektroniker lud mich in sein Studio ein und schrieb dann folgenden Bericht:
 „In zwei Stunden kreativer Zusammenarbeit  hatten wir etliche Improvisationen im Kasten, die Lust auf mehr machten. Verfahrensweise bei den Aufnahmen: Anne hat ausschließlich gespielt, ich habe die Elektronik bedient. Im Dialog oder flankierend  zu ihren Klängen habe ich Effekte dazu gegeben, diese teilweise auch überblendet (z.B. zwischen Harmonizer und Chorus fast unmerklich gewechselt oder auch die Halbtöne des Harmonizers während des Spiels verändert etc.). Im Nachhinein haben wir an unseren Aufnahmen  keinerlei Veränderungen vorgenommen, diese und weitere Klangmöglichkeiten sind  also wirklich live möglich!
Das Entscheidende bei Klangmanipulationen dieser Art ist, dass die Spielerin Ideen dazu entwickelt, wie sie mit der Elektronik tatsächlich in einen Dialog treten und eine Dramaturgie entwickeln kann. Durch den regelmäßigen Umgang mit Liveelektronik  kann  man dies genauso lernen, wie das Instrument selbst.  Bei der Nutzung vom Delay ist ein gutes Timing – Gefühl gefordert, da die Maschine das Metrum und die darüber gelegten Rhythmen unnachgiebig durchhält. Der Gesamtklang wurde dann über eine Hifi – Anlage wiedergegeben. Hierbei gab es in keinem Frequenzbereich Probleme!
Für unseren Test nutzten wir alte, aber schöne Geräte:
– Ein Mischpult
– Yamaha SPX 90 II:
Stereodelay in verschiedenen Varianten, verschiedenen Längen bis max 2 Sek. und variierenden feedbacks (ca. 10 – 60%), Harmonizer (alle Halbtöne probiert, eine Oktave aufwärts/abwärts mit und ohne Stereodelay), verschiedene Hallqualitäten von ca. 1,5 – 80%
– ZOOM 507 (Bodengerät): Chorus und kurzes Delay,  sowie Hall.“
  Stefan Poetzsch, Juli 2014

Adler Blockflöte in A Markneukirchen, Foto Anne Pape

Schönes altes Flötlein in A

Das musste ja kommen!  Kaum war der Beitrag über die deutsche Griffweise geschrieben, entdeckte ich bei Ebay ein Flötlein, was mich interessierte. Inmitten dieser abgeknabberten  „Meine-Schwester-hat-glaub-ich-früher-mal-gespielt“ – Flöten, die gern appetitlich angerichtet auf dem Teppich liegend fotografiert und mit Hinweisen wie „spielfähig, mit Wischerstab“ oder ähnlich angeboten werden – fiel es mir zuerst wegen des hübschen Kästchens auf. Ich riskierte das Bieten und bekam sie.
„Was nennt sich nicht alles eine Flöte!“ so schimpfte Peter Harlan über die vielen Schrottinstrumente, die damals von Geschäftemachern im Trend des Musik machens  a u c h  fabriziert wurden. Wegen der liebevollen Verpackung, und da ich im Siegel „Markneukirchen“ las,  – die Instrumentenschmiede der Jugendbewegung –  war ich aber schnell überzeugt, dass das Flötlein Qualität haben würde. Aus dem Siegel konnte ich weiter entnehmen, dass Johannes Adler sie gebaut hatte, der sich durch einen Pfeil auf seinen Vornamen von einem Mitanbieter gleichen Nachnamens unterscheiden wollte.
Besonders begeistert war ich, als ich feststellte, dass es eine Sopranflöte ist, die auf A steht! Von Flöten auf fast allen möglichen Stimmtönen aus dieser Zeit hatte ich zwar gehört, aber soetwas hatte  ich tatsächlich noch nie in der Hand.
Nun hatte ich Feuer gefangen und wollte viel mehr über den Blockflötenbau dieser Zeit wissen. Woher?

Siegel der Flötenbauwerkstatt Johannes Adler Dazu hat Peter Thalheimer, Musiker, langjähriger Flöten-Professor (Musikhochschule Nürnberg) und Kenner unzähliger Flötentypen ein tolles Buch verfasst:
Peter Thalheimer,
Die Blockflöte in Deutschland 1920-1945,
Verlag Hans Schneider, Tutzing 2011.
Unglaublich, wie präzise und unermüdlich da recherchiert wurde, was da an Informationen drin steckt!  Details über Harlan und -zig andere Instrumentenbauer, über bauliche Überlegungen, Maße, Materialien, Stimmungen, Werkstätten – und dann auch zu Spielstilen, Klangidealen. Ein weites Feld, schwere Kost auf 530 Seiten, aber lohnte sich anzuschaffen.

Ich erfuhr aus diesem Buch auch,  dass die heute „normale“ Stimmung auf  C oder F erst  im Jahre 1937 durch eine Anordnung des Kulturamtes zustande kam,  veröffentlicht  in der „Amtlichen Musikzeitschrift der Reichsjugendführung….und der N.S.Gemeinschaft <Kraft durch Freude>…“(Thalheimer S. 93)

Mein neues Flötenschätzlein jedenfalls sieht nicht nur gut aus, sondern klingt auch sehr schön. Sein Ton ist etwas milchig, weich und doch klar. Es macht Spaß, drauf zu spielen – und ehrlich gesagt bringt die deutsche Griffweise hier absolut keine Nachteile – man gleicht einige Töne etwas aus, so wie auf anderen Flöten auch.

Nik Tarasov, Foto Anne Pape 2014 Ich nahm das Instrument mit zu den Tagen Alter Musik in Stockstadt und hatte Glück, dass Nik Tarasov (Windkanal) und die Flötenbauerin Mechthild Heyl aus der Werkstatt Mollenhauer  gerade einen Moment Zeit dafür hatten, es zu reinigen- und es hat sich gelohnt (vielen Dank!). Nun bin ich also um ein altes Flötlein reicher und viel neugieriger als vorher, noch mehr zu erfahren.
Mehr zum Thema? Deutsche Griffweise – Peter Harlan

Deutsche Griffweise / Blockblog.info

Deutsche Griffweise & Peter Harlan

Die „deutsche Griffweise“ für Blockflöten  ist das Ergebnis eines Versuchs, im Zuge der Wandervogelbewegung in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts eine ganz vereinfachte Flöte herzustellen.
Sie  unterscheidet sich optisch zunächst nur durch ein kleineres 3. Tonloch (von unten) von der barocken. Dadurch wird es möglich, auf  „deutsch“  gebohrten Instrumenten die ersten Töne der Grundtonleiter durch einfaches Hochheben des jeweils nächsten Fingers zu spielen, während barocke Flöten beim 4. Ton einen Gabelgriff rechts benötigen. Allerdings benötigt das einfache B der Sopranflöte in beiden Bauweisen ja ebenfalls  einen Gabelgriff, nur eben links 🙂
Diese Griffweise  hat sich – im Gegensatz zur barocken – langfristig nicht durchgesetzt. Sie existiert in Deutschland aber bis heute vereinzelt noch im untersten Preissegment.

. Doppellöcher können immer vorkommen! Foto:
Links deutsche, rechts barocke Bohrung. Die Größe des vom Stift gezeigten Lochs macht den Unterschied aus. Doppellöcher können in beiden Bauweisen vorkommen!

Die deutsche Griffweise wäre kurz nach ihrem Erscheinen um 1921 oder 1926 (differierende Angaben) gleich wieder abgeschafft worden – wäre es nach dem Entwickler (gemeinsam mit dem Querflötenbauer Kurt Jacob) dieser Bauform, dem Berliner  Zupfinstrumentenbaumeister Peter Harlan gegangen. Harlans sofortiger Versuch, die Verbreitung der von ihm konstruierten „Verrücktheit“ (seine Worte)  zu stoppen, scheiterte jedoch: Das Flötlein verkaufte sich über viele Handelsfirmen schnell sehr gut, zuerst wohl durch die Firma Bärenreiter.
Harlan selbst entschuldigt sich in einem Interview mit dem damals führenden Musikpädagogen der Wandervogelpädagogik, Fritz Jöde,  sehr betroffen und ausführlich für seine „Stümperei“ aus Unkenntnis.
Tatsächlich wurde im Blockflötenbau – damals gerade durch die Jugendbewegung wieder  „in“ – viel experimentiert. Harlan sah die Blockflöte einerseits als ganz einfaches Instrument – fand aber andererseits doch, dass man darauf alles ausdrücken könne, was man wolle. Er sprach ihr eine gewisse Naivität zu, die man auch mit aller Virtuosität kaum entstellen könne. Vor allem stellte er sie sich als Instrument zum Improvisieren vor.
In Zusammenarbeit mit dem in England bereits profilierten Alte-Musik-Spezialisten und erfolgreichen Blockflötenbauer Arnold Dolmetsch begann Harlan die barocke Griffweise mit den Gabelgriffen zu verstehen. Da Dolmetschs Einfluss hier deutlich wurde, sprachen nun manche Leute sogar von einer  „englischen“ Griffweise,  wenn sie die barocke meinten. Wie wir von Harlans Sohn erfahren, hatte sein Vater eh nie selbst eine Flöte gebaut – und sehr bald ließ er nun auch unter seinem Namen keine Blockflöten mehr herstellen.

Das Original – Interview mit Harlan 
Der Blockflötist Nik Tarasov hat den Mitschnitt des langen Harlan/Jöde Interviews (drauf klicken zum Lesen, lohnt sich!) für den Windkanal aufgeschrieben. Aufbewahrt ist das Band im Archiv der Jugendmusikbewegung, Burg Ludwigstein. Wir erfahren durch sehr persönliche Schilderungen viel über die Entwicklung eines musischen Menschen und den Stand des Instrumentenbaus im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, zur Zeit des Wandervogels. Immerhin betrat „unser“ Instrument durch diese Bewegung überhaupt wieder die musikalische Bühne!

Peter Harlan: innovativer Instrumentenbau abseits der Blockflötenirrtums
Peter Harlan machte sich insgesamt für die Wiederentdeckung und den Neubau mittelalterlicher Instrumente sehr verdient. Er stand in Kontakt mit namhaften Künstlern und Instrumentenbauern der Zeit und arbeitete daran, u.a. nach den Abbildungen und Beschreibungen des Syntagma musicum (Michael Praetorius, 1615) historische Instrumente  v e r e i n f a c h t   neu zu bauen. Um originalgetreue Kopien ging es ihm in dieser Zeit  nicht, sondern um viele für jedermann erschwingliche, einfach zu spielende Instrumente.

Harlan – ein Tonbeispiel hier.
Seine „Zupfgeigen“ (Gitarrenlauten), Fideln und Gamben waren bezahlbar – und teilweise in Bausätzen selbst nachzubauen. Sie taugten ganz im Sinne des Wandervogels gut für schlichte barocke Tänze, die sich neben den Liedern des Zupfgeigenhansels in geselliger Runde spielen ließen.
Nach dem zweiten Weltkrieg zog er mit seiner Instrumentensammlung und der Werkstatt als Musikausbilder in die Burg Sternberg (Lippe). Später führten seine Söhne diese Arbeit fort. Sein in Amerika lebender Enkel Christoph schildert uns den „Grosspapa“ in einem begeisterten Aufsatz, Link leider nicht mehr abrufbar (Nachtrag 2020)

Frei wie ein Adler

23.02.2014, Salonkonzert im MusiCeum – Bühne frei für erwachsene „Schüler“ .
Auf dem Programm zwischen Beiträgen verschiedenster Instrumente eine Flötensonate mit obligatem Cembalo von Ph. E. Bach. Natürlich war die Aufführung  in konventioneller barocker Spielweise und Besetzung geplant. Allerdings sollte meine neu erworbene Eagleflöte („Adlerflöte“, eine moderne harmonische Blockflöte,  klangschön, mit E-Klappe und auffallend laut – gerade entwickelt von Adriana Breukink, Holland) doch wenigstens mal ausprobiert werden.

DSCN8080 - Kopie

Anne M., Adlerflöte, Marianne B. am Flügel

Da der Eagle-Recorder wesentlich mehr Luft braucht und auch die riesigen Löcher bei virtuosem Tempo sehr gewöhnungsbedürftig sind, brauchte es erstmal Arbeit.

Ergebnis: uns blieben staunend die Münder offen!  Zu hören, wie der sehr wohl noch blockflötige, aber viel vollere, laute und runde Klang des imposanten Instruments souverän mit dem geöffneten (!) Konzertflügel verschmolz, war so überzeugend, dass die beiden beschlossen, die Sonate in dieser Instrumentierung vorzuspielen.
Mir scheint, hier tun sich neue Dinge auf…