Category Archives: Klangbeispiele

„Unerhört!“ – Blockflötenfesttage Bad Kissingen 2023

Der Grüne Salon im Regentenbau

„Ich lerne Blockflöte!
Das ist auch der Einstieg in eine sehr farbige, spannende, experimentelle Klangwelt. Sie entwickelt sich rasant weiter.
Kein anderes Instrument verfügt über eine derartige Diversität.

Soweit mein Fazit aus den diesjährigen Blockflötenfesttagen in Bad Kissingen.
Intendant Maurice Steger eröffnete es mit seinem Konzert „Unerhört!“ und setzte damit quasi das Motto: „(Alte?) Musik in neuem Gewand“. Über die vielen hochkarätigen Konzerte und die bestbestückte Instrumentenausstellung möchte ich hier allerdings gar nicht berichten. Mein Thema:

Konferenz über neue Flöten
Maurice Steger, Dan Laurin, Susanne Fröhlich, Lucie Horsch und Pears Adams, sowie zwei hochvirtuose Blockflötenstudent*innen (Tabea Wink, Matija Chlupacek) präsentierten, welche klanglichen und stilistischen Möglichkeiten die neuen Bauweisen bieten.
Die vorgestellten Instrumente wurden entwickelt in den Werkstätten von Adriana Breukink, Maarten Helder, Ralf Ehlert, Herbert Paetzold – teils in Zusammenarbeit mit Fa. Mollenhauer und Fa. Moeck.
Wir hörten begeistert Pears Adams mit einer Bach-Partita auf der warm und voll tönenden Eagle (Breukink) im Vergleich zur modernen Alt (Mollenhauer / Tarasov / Paetzold) und zur Barock-Alt (die klang auch sehr, sehr schön, nur deutlich leiser).
Wir staunten über die breite Palette avantgardistischer Klangfarben von Susanne Fröhlichs Helder-Tenor (ich glaube, diese Flöte braucht ein Extrastudium…?) und konnten wertungsfrei die verschiedenen Klangergebnisse eines modernen Stücks auf einer barocken Bassflöte (Yamaha) und der Paetzold-Bassflöte vergleichen.
Es wurde gleichberechtigt mit einem Sinfonieorchester gespielt (Aufnahme mit Dan Laurin mit Eagle) und auch live mit neuen Klängen, schnellen Fingern und Effektgeräten gearbeitet (Tabea Wink mit modernen Blockflöten von Ralf Ehlert / im Hause Moeck) – in einer Virtuosität und Dichte, die kaum noch nachvollziehbar ist.
Matija Chlupacek führte vor, wie er einen Song mit Blockflöte, Mikro, Looper, Flügel und Gesang für seine Popband konzipiert und performt.-

Neue Ziele im Blockflötenbau
Vorbei die Zeit, als „das oberste Ziel des Blockflötenbaus nur darin bestand, dass alle Altflöten endlich das hohe F gut spielen können“ (sinngemäß Dan Laurin). Alte Musik kann nun gut mit klassischem Flügel kombiniert werden, die Instrumente können beliebig mikrofoniert werden – und die Bandbreite der Literatur vergrößert sich.
Wer auch mal Rockiges mag, kann natürlich auch mit einer Band spielen, wie Ralf Bienioschek es mit etlichen Eagles schon länger praktiziert (Klangprobe von Bad Guy) und im Late Night Konzert performte.

Eagle Recorder mit Adler

Muss das sein?
Als es aus dem Auditorium Zweifel gab, ob das alles so sein müsse, fand der jüngste Teilnehmer der Runde (Matija Chlupacek) sehr weise Worte:
„In vielleicht 30 Jahren werden wir sehen, wo das alles hinführte. Und es wird gut sein, wenn wir sehen, dass wir heute alles getan haben, was dazu getan werden musste!“
Wie gut, dass einige immer ihrer Zeit voraus sind!

Ensemble Saltarello 2020


Winter 2020: Die aktuelle Krise fordert mit großem Nachdruck, dass wir neue Formate für unsere weitere Probenarbeit finden. Dieses kleine Video ist schon mal ein Anfang – erstes Probieren neuer Technik….
Die Fotos waren zum Glück bereits vorhanden. Mit den Zettelchen zu Anfang haben wir das Frühjahrskonzert geplant – und dann leider absagen müssen. Der unterlegte Probenmitschnitt der Saltarellos stammt aus dem Februar 2020 (Erik Satie, Chanson, für 5 Blockflöten). In Zukunft werden wir noch mehr ausprobieren!

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Video-Link: https://youtu.be/G9WTI0KNeQ0

Das Video wird von Youtube eingebettet. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Und gerade erst bekamen die Paetzoldbässe ihren coolen neuen Style

Im Januar 2020 bekamen meine Paetzoldbässe ihr neues Gewand: In den Style „Golden Nuggets“ – schwarz mit leicht verschlissen wirkendem Blattgoldauftrag – hatte ich mich spontan verliebt. Zum Glück gefallen sie den Saltarellos auch.
Wie schön, dass die Fa. Kunath dies in minutiöser Kleinarbeit zeitnah schaffte!

ELODY "Firebird" Pape Test

DIE ELODY IM STUDIOTEST

Mit Block & Stecker in die Zukunft?

Zuerst 5 kurze Studio – Experimente mit der elektrischen Blockflöte zum Anhören.
Anne Pape – Elody, Stefan Poetzsch, Live-Elektronik. Veröffentlicht: 2014.

GALAKTI
STAKSI
GHOSTBIRTH
BIPOLAR
PSYCHE

Spannendes Teil! Für einige Wochen beherberge ich zwecks Test eine  ELODY der Fa. Mollenhauer,  knallrot lackiert mit gelben Flammen.

Elody die elektrische Blockflöte, hier knallrot mit gelben Flammen. Foto Anne Pape

Die ELODY ist eine in höchster Höhe und satter Tiefe super gut funktionierende Alt-Blockflöte vom modernen Typ der „harmonischen Blockflöten“. Diese Bauweise entwickelte der Blockflötist Nik Tarasov bereits in den 90ger Jahren . Harmonische Blockflöten überblasen von ihren Basistönen in harmonische Obertöne und ermöglichen durch andere Bauweise und ein Klappensystem zusätzliche Töne in der Höhe und der Tiefe. Sie sind etwas größer, lauter und brauchen mehr Luft als die barocken Modelle. Die ELODY  überrascht nun mit völlig neuer fischähnlicher Form und poppiger Lackierung, ganz nach Wahl in verschiedenen heißen Designs. Sie greift sich perfekt und wird durch spezielles Blockmaterial nicht heiser. Der Klang des hochwertigen Instruments ist auch unplugged absolut  ok – man muss ja nicht gerade französische Barockmusik auf ihr spielen…
Der coole Alukasten begeistert – das Äußere der Flöte selbst wird allerdings diskutiert. Die meisten jüngeren Spieler/innen in meinem Umfeld wünschten sich die Elody  „ohne Bilder drauf“, am liebsten schwarz, Lack, goldene Klappen. Das Instrument lässt sich mit eingebautem Tonabnehmer seitlich im Kopf und mitgeliefertem Kabel unkompliziert an jeden (Gitarren-)Verstärker anschließen. Somit hat man eine beliebig laute Blockflöte, die sogar im Freien in Rock- Bands spielen kann, Stadien beschallen und …? Im Kasten findet sich eine CD, auf der  Nik Tarasov selbst in verschiedenen Bandbesetzungen von Swing über Balladen bis Irish zu hören ist.
Heiß diskutiert wurde, ob man das braucht, und wer das braucht – und wozu das taugt? Eine tolle Möglichkeit haben wir gefunden: Improvisationen auf der ELODY mit Live – Elektronik!

4-013

Stefan Poetzsch, international agierender Komponist, Geiger und Live – Elektroniker lud mich in sein Studio ein und schrieb dann folgenden Bericht:
 „In zwei Stunden kreativer Zusammenarbeit  hatten wir etliche Improvisationen im Kasten, die Lust auf mehr machten. Verfahrensweise bei den Aufnahmen: Anne hat ausschließlich gespielt, ich habe die Elektronik bedient. Im Dialog oder flankierend  zu ihren Klängen habe ich Effekte dazu gegeben, diese teilweise auch überblendet (z.B. zwischen Harmonizer und Chorus fast unmerklich gewechselt oder auch die Halbtöne des Harmonizers während des Spiels verändert etc.). Im Nachhinein haben wir an unseren Aufnahmen  keinerlei Veränderungen vorgenommen, diese und weitere Klangmöglichkeiten sind  also wirklich live möglich!
Das Entscheidende bei Klangmanipulationen dieser Art ist, dass die Spielerin Ideen dazu entwickelt, wie sie mit der Elektronik tatsächlich in einen Dialog treten und eine Dramaturgie entwickeln kann. Durch den regelmäßigen Umgang mit Liveelektronik  kann  man dies genauso lernen, wie das Instrument selbst.  Bei der Nutzung vom Delay ist ein gutes Timing – Gefühl gefordert, da die Maschine das Metrum und die darüber gelegten Rhythmen unnachgiebig durchhält. Der Gesamtklang wurde dann über eine Hifi – Anlage wiedergegeben. Hierbei gab es in keinem Frequenzbereich Probleme!
Für unseren Test nutzten wir alte, aber schöne Geräte:
– Ein Mischpult
– Yamaha SPX 90 II:
Stereodelay in verschiedenen Varianten, verschiedenen Längen bis max 2 Sek. und variierenden feedbacks (ca. 10 – 60%), Harmonizer (alle Halbtöne probiert, eine Oktave aufwärts/abwärts mit und ohne Stereodelay), verschiedene Hallqualitäten von ca. 1,5 – 80%
– ZOOM 507 (Bodengerät): Chorus und kurzes Delay,  sowie Hall.“
  Stefan Poetzsch, Juli 2014