Heute der erste Beitrag in meiner neuen Reihe „Lieblingshefte“. Wenn der Schwierigkeitsgrad zum Ensemble passt (nicht zu leicht!!! aber auch nicht allzu viel zu schwer) und wenn dann noch der Satz so gelungen klingt, dass er den Spieler/innen beim ersten Ausprobieren bereits Lust auf mehr macht – dann kann ein Heft richtig zum Highlight werden!
Die beiden heutigen Hefte liegen mal abseits des edlen Renaissance- und Barockrepertoires und machen besonders Erwachsenen Spaß:
Lieblingsheft Nr 1: „4 machen Musik“, Film – Schlager der 30ger Jahre,
damals zum Hit gemacht von Zarah Leander, Marlene Dietrich, Willi Fritsch und anderen. Jetzt wieder aktuell und von diversen Instrumentalbesetzungen gespielt. Aus dem Inhalt: Frauen sind keine Engel, Ich wollt ich wär ein Huhn, Nur nicht aus Liebe weinen, Wir machen Musik u.a.
Die Sätze sind an sich nicht schwer, ihnen aber die richtigen Gewürze zuzufügen – also je nach Text etwas mehr Pfeffer oder mehr Schmalz – erfordert dann doch Witz und Souveränität am Instrument. Wir experimentieren auch mit der „tiefen Besetzung“: Tenor, Bass, Großbass, Subbass). Es macht Riesenspaß! Die ganz Jungen kennen die Lieder zwar oft nicht (noch nicht oder nicht mehr?), aber bekommen durch die schwelgenden Gesangszitate der Älteren schnell mit, dass es hier um etwas Besonderes geht….
Wir spielen die Stücke im Orchester, haben dazu die Notenhefte mit je 4 Stimmen 4x angeschafft. Die Stimmen gäbe es leider nur als komplette Sätze nachzukaufen, von jeder Stimme also je eins – und der Satz kostet fast so viel, wie das komplette Heft m i t Stimmen. Da bleiben Wünsche an den Verlag heinrichshofen & noetzel offen, der leider die Besetzungspraxis in Blockflötenorchestern nicht berücksichtigt: Sopranstimmen bleiben übrig – aber u.a. der Subbass (zusätzlich zu den Bässen) muss sich notgedrungen mit der blättertechnisch schwierigen Partitur abplagen…..
Lieblingshefte Nr. 2 „Deutsche Volkslieder“, 2 Bände, Bornmann MVB 112 und 113
Pro Band erwarten uns 21 Lieder aus ca fünf Jahrhunderten. Johannes Bornmann hat sie mit gewohntem Gefühl für Flötenklang klasse für Quartett SATB gesetzt. Er schickt dabei netter Weise auch die Sopranflöte nie in die allerobersten Lagen. Wenn man möchte, könnte man diese Stimme also auch mit oktavierender Altflöte spielen.
Die Zusammenstellung ist herrlich bunt: Von „Innsbruck ich muss dich lassen„ (15. Jh.) über Klassiker wie Mozarts Komm lieber Mai... und Trinkliedern wie Gaudeamus igitur bis zu den Volksliedern der Romantik, die mit so schönen Melodien wie Guten Abend, gut‘ Nacht oder Waldeslust bestechen: Auch witzige neuere Lieder wie Bolle reiste jüngst zu Pfingsten (gefällt mir als Berlinerin besonders 😉 und Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren sind im Heft.
Diese zwei türkisfarbenen Hefte tragen gerade enorm dazu bei, dass ein Quartett von leicht fortgeschrittenen Erwachsenen sich mit großer Leidenschaft erstmals mit Ensemble – Tugenden auseinandersetzen kann. Die doch recht bekannten Melodien helfen, eine Klangvorstellung zu entwickeln und erleichtern den musikalischen Kontakt ebenso wie das neue Bassschlüssel – Lesen.
Übrigens: Wir haben die Lieder beider Bände durchlaufend von 1 – 42 nummeriert – dann entfällt die ständige Frage „In welchem Band ist das?“
Viel Spaß beim Musizieren – bis zum nächsten Mal.