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Warum heißt die Blockflöte Recorder?

„I am a recorder player!“

so begrüßt die englische Blockflötistin Sarah Jeffery seit Jahren sehr launig die Besucher ihres Youtube-Kanals Team_Recorder
Wie kommen die Engländer auf die Idee, der Blockflöte einen so artfremden Namen zu geben, der jede Stichwort – Suche überfordert? Außerdem ist Recorder in England auch noch eine Berufsbezeichnung im juristischen Bereich.

Schon im Mittelalter

Welches Pfeiflein nun welchen Namen trägt, war eigentlich jahrhundertelang nicht wichtig, die Unterschiede sind auf Gemälden oft auch nicht genau zu erkennen.
Da ist es erfreulich, dass bereits anno 1388 im Haushaltsbuch des Henry Earl of Derby, dem späteren König Heinrich IV, die Anschaffung einer „Fistula nomini ricordo“ – in anderen Quellen: recordour notiert ist (also einer Pfeife mit dem Namen: Andenken, Erinnerung). Ausgerechnet dieser Name setzte sich auf der Insel durch und wird etwa ab dem 16. Jh. dort verwechslungsfrei nur für die Blockflöte gebraucht.
Daneben etablierten sich neben Recorder in England aber auch Namen wie „Common Flute“ oder „English Flute“ für unser Instrument – im Gegensatz zur Flute Allemande, der Traversflöte. Die Blockflöte heißt in Frankreich Flute à bec (Schnabelflöte), in Italien Flauto.

Lateinisch, englisch, französisch – immer vom Herzen

Latein: Recordare – sich erinnern, beachten, verinnerlichen
Altenglisch: to record – „aus dem Herzen wiedergeben“ (auswendig), meint aber auch in bestimmten Vogelfreunde-Kreisen das Singen der Vögel,
insbesondere, wenn die Jungen es übten.
Altfranzösisch: Recordeur – jemand, der etwas rezitiert, aus dem Herzen (auswendig) wiedergibt.

Die Blockflöte wurde gern mit Schäfern (und den späteren arkadischen Schäferspielen der galanten Zeit) in Verbindung gebracht, auch in Erzählungen erwähnt (die mittelalterliche Sage des Rattenfänger von Hameln) und von Jakob van Eyck zur Unterhaltung der Spaziergänger benutzt.
Alle spielten sie aus dem Herzen – und ahnten noch nichts von den Recordern des späteren 20. Jahrhunderts.

Quellen:
David Munroe, Musikinstrumente des Mittelalters und der Renaissance, Ed. Moeck 4017 (1976)
und im englischen Wikipedia_Stichwort „Recorder“.