Mit Block & Stecker in die Zukunft?
Zuerst 5 kurze Studio – Experimente mit der elektrischen Blockflöte zum Anhören.
Anne Pape – Elody, Stefan Poetzsch, Live-Elektronik. Veröffentlicht: 2014.
Spannendes Teil! Für einige Wochen beherberge ich zwecks Test eine ELODY der Fa. Mollenhauer, knallrot lackiert mit gelben Flammen.
Die ELODY ist eine in höchster Höhe und satter Tiefe gut funktionierende Alt-Blockflöte vom modernen Typ der „harmonischen Blockflöten“.
Harmonische Blockflöten überblasen von ihren Basistönen in harmonische Obertöne und ermöglichen durch andere Bauweise und ein Klappensystem zusätzliche Töne in der Höhe und der Tiefe. Sie sind etwas größer, lauter und brauchen etwas mehr Luft als die barocken Modelle.
Die ELODY überrascht nun mit völlig neuer fischähnlicher Form und poppiger Lackierung, ganz nach Wahl in verschiedenen heißen Designs. Sie greift sich perfekt und wird durch spezielles Blockmaterial nicht heiser. Der Klang des hochwertigen Instruments ist auch unplugged absolut ok – man muss ja nicht gerade französische Barockmusik auf ihr spielen…
Der coole Alukasten begeistert – das Äußere der Flöte selbst wird allerdings diskutiert. Die meisten jüngeren Spieler/innen in meinem Umfeld wünschten sich die Elody „ohne Bilder drauf“, am liebsten schwarz, Lack, goldene Klappen.
Das Instrument lässt sich mit eingebautem Tonabnehmer seitlich im Kopf und mitgeliefertem Kabel unkompliziert an jeden Verstärker anschließen. Somit hat man eine beliebig laute Blockflöte, die sogar im Freien in Rock- Bands spielen kann, Stadien beschallen und …? Im Kasten findet sich eine CD, auf der Nik Tarasov selbst in verschiedenen Bandbesetzungen von Swing über Balladen bis Irish zu hören ist.
Heiß diskutiert wurde, ob man das braucht, und wer das braucht – und wozu das taugt? Eine tolle Möglichkeit haben wir gefunden: Improvisationen auf der ELODY mit Live – Elektronik!
Stefan Poetzsch, international agierender Komponist, Geiger und Live – Elektroniker lud mich in sein Studio ein und schrieb dann folgenden Bericht:
Anne hat 2 Stunden lang ausschließlich gespielt, ich habe die Elektronik bedient. Im Dialog oder flankierend zu ihren Klängen habe ich Effekte dazu gegeben, diese teilweise auch überblendet (z.B. zwischen Harmonizer und Chorus fast unmerklich gewechselt oder auch die Halbtöne des Harmonizers während des Spiels verändert etc.)
Im Nachhinein haben wir an unseren Aufnahmen keinerlei Veränderungen vorgenommen, diese und weitere Klangmöglichkeiten sind also wirklich live möglich!
Das Entscheidende bei unseren Klangmanipulationen war, dass Anne viele Ideen dazu entwickelte, wie sie mit der Elektronik tatsächlich in einen Dialog treten und eine Dramaturgie entwickeln kann.
Durch den regelmäßigen Umgang mit Liveelektronik kann man dies genauso lernen, wie das Instrument selbst.
Stefan Poetzsch, Juli 2014