Herzlich willkommen zur Fortsetzung des kleinen Kurses!
Wann also das dichte „D“, wann das markantere „T“ ?
Bei den Betrachtungen zu den passenden Artikulations – Konsonanten sind wir in bester Gesellschaft beispielsweise mit den Streichern. Hier braucht es keine Konsonanten – aber Auf- und Abstriche: lesen Sie dazu auch Leopold Mozarts „Gründliche Violinschule“, eine der Hauptquellen über das Instrumentalspiel im 18. Jahrhundert. Faszinierend sind die daraus folgenden musikalisch gleichen Ergebnisse bei Bläsern und Streichern.
Artikulationsregeln fanden sich bereits bei Silvestro Ganassi im 16. Jh., und sie ziehen sich durch die barocke Fachliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts, wie ich im Kapitel über historische Aufführungspraxis bereits beschrieben habe, hier. In diesen Lehrwerken ist auch von anderen Anblaskonsonanten wie „R“, „L“, „K“ und „CH“ die Rede – aber darüber ein späteres Mal…..
Die Regeln sind nie starr, aber T benutzen Sie (im allgemeinen) ganz passend für:
a) den ersten Ton eines Stücks
b) Auftakt und Folgeton – auch innerhalb der Stücke/Lieder
c) den zweiten Ton eines Sprungs
d) ab dem zweiten Ton einer Tonwiederholung
e) den Vorhalt des Trillers oder/und denTon nach Triller
f) die Synkope
g) den ersten Ton einer Reihe kurzer Noten
f) den Ton nach einer Pause
g) im Zusammenhang mit Punktierungen – sehr variabel
D benutzen Sie im Wesentlichen für
diatonische Tonfolgen, also Reihen von Halb- und Ganztönen, wie die Tonleiter.
Hier habe ich schnell ein paar Notenbeispiele konstruiert und die Artikulationssilben darunter geschrieben. Versuchen Sie doch einmal zuzuordnen, um welchen Fall es sich jeweils handelt:
Oft gelten gleich mehrere Kriterien auf einmal, manchmal muss man ein Kriterium vernachlässigen, weil einem ein anderes gleichzeitig wichtiger ist. Sie als Interpret entscheiden letztlich auf Grund der Regeln immer selbst, wie Sie etwas gestalten, so lehrte bereits Hotteterre in seinen „Principes“, die Sie hier nachlesen können.
Es ist also völlig ok, wenn Sie es etwas anders spielen, als ich vorgeschlagen habe.
Wenn Sie einfache Musikstücke zur Hand haben, trainieren Sie ein paarmal etwas akribisch die Kriterien für deutliche Artikulation – sie werden Ihnen bald sehr selbstverständlich vorkommen.
Denken Sie auch noch an die leicht angelegte Zunge und den gleichmäßig ausströmenden Atem?
Für heute wünsche ich viel Spaß und Erfolg!