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Probleme beim Notenlesen

Immer wieder erlebe ich Schüler*innen, die Noten nicht so lesen können, wie Musiklehrende sich das als „normal“ vorstellen. Sie können auch nach Jahren kaum etwas vom Blatt spielen – und haben beim Erarbeiten eines Stücks charakteristische Probleme. Oft staunen wir, dass sie eine Note erst sehr lange anschauen, bevor sie Ihren Namen nennen. Die Lage in den Zwischenräumen wird verwechselt, ebenso wie „gleich aussehende“ Töne, etwa im Violinschlüssel tiefes E / hohes F, tiefes C / hohes A.
Wiederkehrende Muster werden nicht als solche erkannt. Dies betrifft melodische wie rhythmische Folgen.
Sätze wie die folgenden versetzen sie allenfalls in Panik:
Siehst du denn nicht, dass diese Tonreihe nach oben geht?“
„Siehst du nicht, dass das ein t i e f e s E ist?“
„Siehst du nicht, dass diese kleine Reihe sich dauernd wiederholt“
„Siehst du nicht, dass das genau die Nachbarnote ist?“

Erfassen der individuellen Lernstrategie

Da sie die Musik lieben wie andere auch, müssen wir im Unterricht versuchen zu verstehen,
wo die Probleme liegen – und mit welcher Strategie man sie erfolgreich angeht.
Möglicherweise gibt es eine Art Notenlese – Legasthenie, die gleichzeitig mit – oder unabhängig von sonstigen Leseproblemen auftritt ?
Toller Einstieg: Der ausführliche Vortrag von Annika Sabrowski auf Youtube.
Über eigene Versuche in den nächsten Monaten werde ich berichten.

Komfort Tenor von Mollenhauer Denner

Eine Tenorflöte – mehr als komfortabel!

Das neue Schmuckstück

Eigentlich komme ich mit meinen sonstigen Tenorflöten unterschiedlicher Bauart sehr gut zurecht, so dass mich die „Komfort“ Modelle bisher einfach nicht interessierten.
Aber: Dieses hübsche Instrument aus Kirschholz lief mir völlig unerwartet über den Weg und hat mich sofort von sich überzeugt. Es wiegt nahezu nichts und greift sich fast wie eine Sopranflöte. Gestern habe ich ausprobiert, dass selbst eine Erstklässlerin darauf spielen kann!
Der Klang ist sehr edel, sowohl samtig in der Tiefe, als auch spielerisch leicht in der Höhe.
Mit dieser Flöte öffnen sich vielen Spielern und Spielerinnen neue Perspektiven.
Einziger Nachteil: Beim Spielen könnte man vergessen, dass es eine Tenor- und keine Altflöte ist, die man in der Hand hat…

Zwei Altblockflöten und mehrere Sopranblockflöten.

Neue Klangwelten auf der Adlerflöte (Eagle Recorder)

Frühjahr 2020, Blockflötenparadies der Kunaths (Fulda)

Webinar mit Adriana Breukink, Entwicklerin der Eagle Recorders („Adlerflöten“).
Da ich seit kurzem eine besitze, interessiert mich das. Die Flöte wurde in Zusammenarbeit mit Adriana von der Firma Küng gebaut. Da Adriana diese Zusammenarbeit mittlerweile beendet hat, heißen ihre dort gebauten Flöten nun „E3“.
Sie bestechen mit vollem, warmen und kräftigem Samtklang!

Wir erfuhren, wie sie seit ca 2007 mit der Entwicklung ihrer sehr besonderen Flöte experimentierte (ein bissel verwandt mit ihrer „Adris Traumflöte“, die bei Mollenhauer gebaut wird). Innerhalb der nächsten Jahre entwickelte sie stufenweise daraus dieses erfolgreiche Blasinstrument mit vollem, sehr starken Klang und einigen Tönen mehr als gewöhnlich. Sie ist dicker, lauter, schwerer – anders. Und es gibt sie angepasst für lunare und solare Menschen (Terlusollogie).

Adriana berichtete, dass der Anblick von fliegenden Adlern (Eagles) mit weißem Kopf sie zu der Design Idee und dem Namen ihrer neuen Instrumente inspirierte. Die hatten dann anfangs auch ein oben weißes Kopfteil.
Fast alle Teilnehmer*Innen haben ihre Eagle dabei – und testen engagiert und neugierig neben ihren abgeschalteten Mikros. Frank Overschelp lässt uns reihum vorführen, wie weit unsere Kompetenz schon reicht und gibt Tipps.
Ja – es braucht die Kraft des ganzen Körpers, was wir Blockflötist*Innen nicht gewohnt sind (besonders die „Classic“).
Und fast noch wichtiger: Die neuen hohen Töne fordern neue Griffe – und man muss erstmal üben, alle Töne mit dem neuen tiefen E zu verbinden, für das man nun auch noch erstmals den linken Kleinfinger aus dem Dauerurlaub holen muss….
Tröstlich, dass es allen gleich schwer fällt, es braucht engagiertes Einstudieren.
Aber der Klang – das ist schon was!

Online Musik – mit Entwicklung

MusiCeum_Note_Logo

Im Wirrwarr der Erlaubnisse, Verbote und Zahlen werden wir im MusiCeum noch eine Weile lang für fast alle online bleiben.
Zwar sind die Vorkehrungen für den Präsenzunterricht schon am laufen, aber: Mittlerweile bemerken viele Schüler und Eltern auch, dass wir uns noch mehr Mühe geben als sonst schon, und danken uns das. Für viele entspannt der oft noch flexible Tablet – Termin die Lage. Vielen ist auch ein Face-to-Face online lieber, als ein Agieren mit Desinfektionsmittel, Masken und Plexiglaswänden.
Gerade für die jüngsten unserer Kinder..
Vor zwei Monaten waren wir von den vielen kreativen Musik Projekt Ideen, die uns Apps und ein paar Zusatzgeräte bieten, weit entfernt. Und nun wachsen wir täglich mit den Aufgaben. Soll noch einer sagen, der MusikLehrer Beruf biete keine Entwicklungschancen…
Die Annahme, dass Unterricht online weniger Qualität ermögliche, gehört für immer mehr Leute nun der Geschichte an.
Besonders großen Dank muss ich an dieser Stelle allen Schülern und Eltern senden, die in den ersten Wochen geduldig und neugierig mit uns gemeinsam geübt und probiert haben!
Ist doch klar, dass wir sehr gern unsere Schüler wieder ohne Trennmaterial neben uns treffen würden. Das wird es auch wieder geben, ganz bestimmt!

Tonqualität und Datenschutz im Online Unterricht

Wegen der aktuellen Gesundheitssituation werden meine Kolleg*Innen und ich gerade zunehmend online-fit. Durch regelmäßige Austausch-Meetings wachsen unsere Kompetenzen. Hier eine Zusammenfassung unserer neuesten Ergebnisse:
Online-Musikunterricht stellt sehr hohe Anforderungen an die Tonqualität. Der ohnehin sehr anstrengende Online-Unterricht wird durch ständige Störungen und verzerrte Klänge noch kräfteraubender. Und zudem: für den Online-Unterricht sind Datenschutz-unbedenkliche Systeme nötig.

Alle klassischen Video-Konferenz-Systeme sind ausgelegt für eine möglichst störungsfreie Sprach-Übertragung. Algorithmen prüfen im Hintergrund, ob sie Echos oder Fremdgeräusche ausgeblenden müssen. (Ein einfacher Test bei ZOOM mit den Werkseinstellungen: Klatsche einen Rhythmus, und Deine Hörer hören nur ein oder zwei Schläge. Lang ausgehaltene Töne brechen kurz nach Beginn ab.) Man muss für Musik diese Zoom-Einstellungen erst anpassen, um Chaos zu vermeiden.

Beim Online-Musik-Unterricht kommt es natürlich auf Klang-Feinheiten an, die übliche Sprach-Meeting-Systeme nicht übertragen. Deshalb die Suche nach Video-Systemen, die insbeondere für den Musikunterricht gut nutzbar sind. Aber auch für Podcast-Aufnahmen ist ja gute Ton-Qualität ein entscheidender Vorteil.

Jitsi

Das Open Source-Produkt Jitsi bietet hier einen deutlichen Vorteil bei der Audio-Übertragung. Jitsi nutzt den Opus-Codec für den Audio-Kanal, und bietet damit eine hohe Übertragungsqualität. Die wird dann eher durch Mikrofone und Lautsprecher begrenzt, als durch die Internet-Übertragung. Damit scheint Jitsi gut geeignet, insbesondere für den Online-Musikunterricht.

Jitsi ist aber nur eine Software, (quasi der Rahmen), die jeder nutzen darf. Für Verbindungen benötigt man einen Jitsi-Server. Da gibt es eine ganze Reihe von Organisationen, die auch einen öffentlichen Zugang kostenlos anbieten.
Und es gibt Unternehmen, die Jitsi hosten, aber mit weiteren für den Unterricht interessanten Tools anreichern, und das als Service anbieten. Drei Beispiele:

Whereby

Whereby: Gute Tonübertragung, gutes Bild, sehr einfache Handhabung. Scheint auch eine Jitsi-Basis zu haben. 
Man bekommt einen “Raum” (Link) dauerhaft zugewiesen. Den Raum kann man verschlossen halten, oder offen lassen, für jeden der den Link kennt.
Es gibt Whereby-Apps für Android und für IOS.

Als Host meldet man sich nur mit der eigenen Email-Adresse an und bekommt bei jedem Start einen sechsstelligen Code per Email als Passwort zugesandt. Alle anderen nehmen ohne Installation über ihren Internet-Browser mit einem zuzusendenden Link teil.
Screen-Sharing, Chat, Recording (nur lokal) möglich.

Datenschutz: Innerhalb Eurpoas über europäische Rechenzentren. Mehr: https://whereby.com/information/tos/privacy-policy/

Zwei Tarife:

  • Frei:
    Mit dem kostenlosen Tarif können Sie sich mit Ihrer E-Mail-Adresse für ein Konto registrieren und einen Raum für Ihren privaten Gebrauch erstellen. Dies gibt Ihnen bis zu 4 Teilnehmer in Ihrem Zimmer und unbegrenzte Bildschirmfreigabe! Der kostenlose Plan ermöglicht es dem Raumbesitzer auch, seinen Raum zu sperren, wodurch verhindert wird, dass andere Benutzer beitreten, ohne dass der Besitzer sie hereinlässt. Benötigen Sie Platz für mehr als 4 Teilnehmer oder mehr Funktionen wie Anpassung und Aufzeichnung? Schauen Sie sich unsere Pro-Funktionen unten an.
  • Profi:
    Der Pro-Plan ist sowohl für den persönlichen als auch für den geschäftlichen Gebrauch für bis zu 12 Teilnehmer in einem Besprechungsraum konzipiert. Es erweitert die Funktionen, die in der kostenlosen Version von Whereby angeboten werden, und fügt zusätzlich zum kostenlosen Plan viele nützliche Funktionen hinzu. Pro-Benutzer können ihren Raum anpassen, um ihre eigenen Markenbilder wie ein Logo und einen Hintergrund hinzuzufügen. Pro-Benutzer erhalten auch Zugriff auf andere großartige Funktionen für die Zusammenarbeit, wie das Aufnahme- Add-On und die Trello-Integration!

Aus <https://whereby.helpscoutdocs.com/article/328-about-whereby>

Whereby wurde 2013 unter anderem Namen in Oslo gegründet. Heute mehr als 10 Millionen Teilnehmer weltweit.

Vectera

Vectera: Gute Tonübertragung, gutes Bild, sehr einfache Handhabung. Scheint auch Jitsi als Basis zu haben.

Nur der Host muss sich registrieren, alle anderen können über den Link im Browser teilnehmen. Bei ios leider nur über Safari.
Besonderheit: Whiteboard steht zur Verfügung, auf dem alle schreiben und zeichnen können. Die Aufzeichnungen bleiben auch nach dem Meeting bestehen, so dass beim erneuten Eintreten in den gleichen Meeting-Raum dort weitergearbeitet werden kann, wo man aufgehört hat. Man kann beliebig viele Räume anlegen.
Screen-Sharing, Chat, Recording lokal und in der Cloud möglich.

Maximal 6 Teilnehmer, wenn Video und Audio genutzt wird. (Nur Audio viel mehr.) Peer to Peer-Verbindungen, also ohne Server. Je Teilnehmer 1 Mbit/s für Download und für Upload-Geschwindigkeit rechnen, also bei 2 Tln 2 Mbit/s, bei 3 Tln 3Mbit/s bei jedem Teilnehmer (Daumenwert).

Vectera ist eine Deutsch-Holländische Firma.
Datenschutz sieht ganz gut aus: https://www.vectera.com/terms/

Tarif:
Bis 1. Juni 2020 kostenlos, danach € 7,99 / Monat / Gastgeber (jährlich abgerechnet)

  • Unbegrenzte Online-Besprechungsräume
  • Unbegrenzte lokale Aufnahmen
  • 2 GB Cloud-Speicherplatz pro Meeting-Host für freigegebene Dateien und Aufzeichnungen
Whiteboard von Vectera

WebRTC

Jitsi nutzt den neuen Standard WebRTC, der den direkten Video-Verkehr zwischen Browsern erlaubt. Bei zwei Teilnehmenden werden die Video- und Audio-Daten also direkt zwischen den beiden Browsern hin und her gesandt. Einen Server braucht man nur um die Verbindung herzustellen, nicht für die Verarbeitung der Video-Daten. Jitsi sendet die Video-Daten verschlüsselt. Ein “Mithören” ist damit nicht möglich.

Damit muss aber der Browser beide Video-und Audio-Streams verarbeiten. Das können nur neuere Browser. Gleichzeitig steigt die erforderliche Bandbreite der Internet-Übertragung mit jedem Teilnehmer. Etwa 1 Mbit/s je Teilnehmer für den Down- wie für den Upload kann man ansetzen, sagt Vectera. Bei 5 Teilnehmenden sind das schon 5 Mbit/s in beide Richtungen, und der Browser muss die 5 Streams gleichzeitig verarbeiten können, was den PC deutlich mehr fordert.

Bei üblichen Video-Konferenz-Systemen werden die Video- und Audio-Streams in einem zentralen Server zu einem zusammengesetzt, der dann wieder an alle Teilnehmer verteilt wird. Die große Rechenarbeit muss dort beim Server und nicht im Endgerät stattfinden.

Fazit:

Jitsi ist die bessere Alternative beim Klang und beim Datenschutz. Jitsi benötigt aber bei mehr als zwei Teilnehmenden bei allen Teilnehmenden leistungsfähige Endgeräte, gute Internetverbindungen und aktuelle Browser. (Mit dem aktuellen Chrome-Browser geht es immer.)

Karlheinz Pape, April 2020__________________Lizensiert mit CCBY

Wir flöten auch Ostern 2020!

Da viele Musikstunden im Moment online stattfinden, haben meine Kolleg*Innen und ich bereits einige Erfahrung darin gesammelt. In den nächsten Tagen und Wochen werde ich in diesem Block einiges dazu notieren.
Für heute gibt es mal ein selbstgebasteltes Osterlied für die jungen Sopranflötenspieler*innen. Viel Spaß und bleibt gesund!

vier MusikerInnen mit Blockflöten

Blockflöten barrierefrei

ENSEMBLE STARTUP – Auftritt im Stadtmuseum.

Erlangen, Mo, 20.01.2020, Stadtmuseum. Wie gut passte es, dass die Musik zur imposanten Veranstaltung (siehe Text unter dem Bild) ausgerechnet vom Ensemble Startup gespielt wurde. Mit großer Selbstverständlichkeit sind unter den Schüler*Innen des MusiCeums auch einige mit Handicaps. Sie spielen auf unterschiedlichen Instrumenten einzeln oder in den Ensembles, ohne dass es einer besonderen Betonung bedarf.
Besondere Aufmerksamkeit bekamen dagegen auch heute wieder die Paetzoldflöten. Was wäre die Blockflötenwelt ohne diese herrlichen Vierkantbässe?

vier MusikerInnen mit Blockflöten

Die sehr gelungene Ausstellung „BarriereSprung“ im Erlanger Stadtmuseum erlebte viele Höhepunkte. Einer der aktuellsten davon ist die heutige Verleihung des Signets „Bayern barrierefrei“ durch Herrn Oberbürgermeister Dr. Janik und den bayerischen Behindertenbeauftragten Holger Kiesel, München. Beeindruckend die engagierten Vorträge der verschiedenen Mitarbeiter*Innen und einiger „Fachleute in eigener Sache“. Im Zuge der Ausstellung haben alle Beteiligten täglich immer wieder von einander gelernt, wie man hörte, und sind stolz auf neu erworbene Kompetenzen.
Wie schön für uns, diese Veranstaltung noch mit musikalischem Glitzer verzieren zu dürfen!



Das Trio für den Plöner Musiktag (Paul Hindemith 1932)

Taschenpartitur Deckblatt und Ausschnitt Hindemith Trio

Taschenpartitur alte Ausgabe 1952

Welch tolle Musik! Nett, dass in dieser Wandervogel – Zeit mal jemand jenseits von „Liedchen“ an uns dachte 😉 und uns ein anspruchsvolles, nahezu 10-minütiges Stücklein widmete! Die Proben an diesem Stück machen uns so viel Spaß, dass ich darüber berichten muss. Fotos kommen noch nach…
Hindemith komponierte 1932 den „Plöner Musiktag“ als großes mehrteiliges Werk für Chor und Orchester. Das deutlich gegliederte Gesamtwerk sollte über den Tag verteilt an verschiedenen Orten in der Stadt erklingen, unser Trio befindet sich quasi als Edelsteinchen inmitten der „Abendmusik“. Uraufgeführt wurde es von Hindemith selbst, der die erste Stimme spielte, mit seinen Kollegen Harald Genzmer und Oscar Sala, bekannt u.a. durch Musik zu Hitchcocks „Die Vögel“, (interessanter Link mit Klangbeispielen vom Trautonium).
Hindemith wünschte sich das Stück gespielt von A- und D- Flöten. Diese Stimmung war neben anderen in Deutschland so lange weit verbreitet, bis die politische Führung 1937 die Vereinheitlichung auf C- und F- Instrumente vorschrieb. (vgl. mein Artikel hier im Blog).

Erste Proben: In dieser C – F Stimmung, für die das Stück höher transponiert wurde, begannen wir auch unsere Proben mit der Notenausgabe von 1952. Um nun mit S/A/A klanglich größere Möglichkeiten für die geforderte Dynamik zu haben, ersetzten wir probeweise die oben eher piepsigen (sorry), aber im unteren Bereich etwas schwachen Barockflöten durch einen Ganassi Sopran (super gelungen gebaut 2018 von Doris Kulossa-Delfino!) und zwei „Adlerflöten“. Übrigens: eine davon eine „Eagle Recorder“ von Adriana Breukink, die zweite fast gleiche nun bereits eine „E3“, vertrieben über Küng. Und wer weiß, wie oft sie ihren Namen und ihre bauliche und vertriebliche Heimat noch wechseln wird. Mit diesen Flöten klingt das Trio voll, rund, warm – und gefiel uns!
Wegen der häufigen enharmonischen Verwechslungen ist das Einstudieren speziell der ersten Stimme etwas mühsam – aber es lohnt sich! 

Neue Ausgaben des Trios von 2008 und 2013 (Schott)
Prof. Peter Thalheimer, Spezialist für Flöten und Forschungen in ihrem Umfeld, recherchierte  vor langer Zeit über dieses Trio. Ein Artikel darüber erschien bereits in der Tibia 4/1995 (Moeck), Link dorthin  s.u. Ich erfuhr, dass in der verbreiteten alten Notenausgabe von 1952 außer Besetzung und Tonart auch die zahlreichen Vortragsanweisungen durch den Herausgeber stillschweigend geändert worden waren. Insbesondere wurden Hindemiths lange Spannungs(?) – Bindebögen durch Portato-Striche ersetzt, die ihm für Blockflöten überzeugender vorkamen. Diese Unterschiede ergeben aber einen völlig anderen Musikcharakter!
Nun sind derart viele lange Bögen für Blockflötisten tatsächlich eher ungebräuchlich. Thalheimer suchte nach Indizien dafür, wie wir uns  Hindemiths eigene Gestaltung vorzustellen haben und kam zu erstaunlichen Resultaten, zu lesen hier.
Seit der Ausgabe von 2008 (Schott) entsprechen nun alle Eintragungen der Hindemith-Gesamtausgabe nach seinem Autograph. Die höhere Stimmung und Besetzung blieb aber noch erhalten. Da war es nur konsequent, dass Thalheimer dies in seiner Neuausgabe von 2013 auch noch änderte.
Das Trio wird nun transponiert und auf F / G – Alt und 2 C – Tenorflöten gespielt,
eine Quarte tiefer – und damit dichter am Originalklang.  Natürlich nehmen wir gern Renaissanceflöten – oder vielleicht doch oben die Eagle, mal sehen. Wir sind noch nicht an allen Stellen entschlossen, wie sehr wir die Bindungen als solche spielen oder als Phrasierungsbögen betrachten werden. Auch die Dynamik ist eine Herausforderung. Und natürlich spielen wir den langsamen Satz in der Mitte statt am Schluss, wie bereits Hindemith selbst empfahl.
Und: Tolle Musik! 

Wildes Holz – trauriger Abschied von Anto Karaula

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Video-Link: https://youtu.be/IzfPe7efIiI

August 2018. Plötzlich und unerwartet verstarb Anto Karaula, Gitarrist, Komponist, Arrangeur, am 15. August, während des Urlaubs am Bodensee.
Er hinterlässt eine Familie mit seiner Frau und Kindern, zwei wilde Hölzer und eine fassungslose, trauernde Musikszene.

Seit nun schon zwanzig Jahren bereichern die „drei wilden Kerle“, wie sie sich selbst gern nennen, mit rockiger, poppiger, rappiger, oft lautstarker – gelegentlich auch mal sentimentaler Musik die Konzertsäle: Tobias Reisige (Blockflöte), Markus Conrads (Kontrabass) und Anto Karaula (Gitarre).
In etlichen Workshops haben sie Kinder und Erwachsene dabei begleitet, sich ebenfalls mal aus der gewohnt barocken Blockflötenwelt zu wagen – insbesondere den Mut zu eigenen Improvisationen zu entwickeln. Geduldig lieferten sie dabei zu dritt den musikalischen Untergrund, auf dem jede kleine Tonfolge, jeder Triller – und auch jeder Quietscher der Kursteilnehmer/innen immer noch irgendwie gut klangen, akzeptiert oder sogar gelobt wurden. Ihre Notenausgaben und vielen CDs, wie „Wildes Holz vor der Hütte“  oder „Mildes Holz“,  „Astrein“, „Wilder die Flöten nie klingen“ sind hier Bestseller geworden, ihre Konzerte lockten (auch) das ganz junge Publikum vor die Bühne.
Besonders freute es mich, dass ich bei einem ihrer Workshop-Konzerte hier in Erlangen einmal ihre Gastgeberin sein durfte. Ich lernte unglaublich nette, lustige, „große Jungs“ kennen.

Wildes Holz postete vor ein paar Tagen auf Facebook zum Andenken das wunderschöne Musikvideo oben, „Dear Moll“ – komponiert von Anto Karaula, gefilmt von Silke de Vos bei den Aufnahmen zur im Frühjahr erst erschienenen CD „UNGEHOBELT“.
Markus Conrads und Tobias Reisige haben einen sehr schönen Satz gepostet:
„Möge irgendwann die Dankbarkeit, so viele schöne Momente mit diesem wunderbaren Menschen erlebt zu haben, den Schmerz und die Trauer überwiegen!“
Sie sagen auch: Anto Karaula sei die gemeinsame Musik so wichtig gewesen, er würde wollen, dass es weiter geht, sobald die Kraft dazu wieder reicht

Und hier der Trailer zu „UNGEHOBELT“:

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Video-Link: https://youtu.be/4fxBUPOo_Fs